Im Jahr 2000, als Brigitte Kronauer ihren Roman "Teufelsbrück" veröffentlichte, standen die gewaltigen Einkaufszentren Hamburgs noch in frischer Blüte und Pracht, gläserne Laden in gläsernen Läden, Rolltreppen, Buchläden, Schuhläden, der Duft von Brotwüsten von nebenan.

Damals gab es zum Beispiel das Alstereinkaufszentrum und die gigantische Mundsburg und das "EEZ" (wie das erste Kapitel heißt), das Elbe-Einkaufszentrum, in dem ihre Heldin Maria Fraulob vor einem Schuhladen stolpert und fällt - und sich beim Sturz in einen diabolischen Mann verliebt, während sie Vogelgezwitscher hört. Sie erhält eine Einladung ins Alte Land, via Teufelsbrück, mit der Fähre!

Doch ihre Reise zum Geliebten und Erwünschten verzögert sich; sie ist gleichwohl eine Flucht aus der nüchternen Welt der Werften und Schuhkartons in eine mystisch-romantische Welt, für die der Dichter E.T.A. Hoffmann auch mit einem Elbe-Märchen, und zwar aus Dresden, Pate gestanden hat: mit seiner Erzählung "Der goldene Topf" (von 1814). Ähnlich wie Hoffmann versucht Kronauer eine Welt der Volieren (eher Vogelkäfige), der sexuellen Obsession und Fußverkrüppelungen gegen die moderne Kaufhauswelt abzusetzen, legitimiert durch den Übergangspunkt "Teufelsbrück", wo die schwarze Romantik beginnt und es, mitten im nüchternen Hamburg, zu Intrige, Liebe, Mord und Liebestod kommt.

Nimmt man Kronauers Ironie ernst, kommt es im Ortswechsel nur zum Zerplatzen schillernder Seifenblasenblasen. Aber auch so etwas soll unheimlich sein! Eine Hadesfahrt ins Alte Land!