“Die Katzenfreundin und die Zeichen des Todes“ ist kein klassischer Kriminalroman, sondern überzeugt durch unterschwellige Spannung.

Hamburg. Der Titel des Romans klingt banal, langweilig, ja vielleicht für den klassischen Krimileser sogar ein wenig abschreckend. Denn was soll sich hinter "Die Katzenfreundin und die Zeichen des Todes" schon Spannendes verbergen. Viel, erstaunlich viel sogar.

Die Hamburger Journalistin und Buchautorin Carmen Korn erzählt die Geschichte von Loretta, die mit ihren zwei Katzen Herrn Slesar und Herrn Schwarz in einer Ladenwohnung in Hamburg lebt. Die junge Frau, die als Übersetzerin arbeitet, ist alleinstehend. Regelmäßig zieht sie abends mit einem Wagen los, um die herrenlosen streunenden Tiere der Stadt zu füttern. Angst vor der Dunkelheit hat sie nicht. Als sie eines Tages einer dieser wilden Katzen auf ein einsames Grundstück folgt, erblickt sie in einem erleuchteten Fenster einen Mann. Er beobachtet sie, starrt sie an. Und macht dann plötzlich mit einem großen Messer eine drohende Geste. Wenig später wird genau auf diesem Grundstück die Leiche einer Frau gefunden, der die Kehle durchgeschnitten wurde. Plötzlich schwebt auch Loretta in höchster Gefahr.

Carmen Korn schafft es, mit ihrem neuen Hamburg-Krimi beim Leser bereits nach wenigen Seiten Spannung zu erzeugen. Eine unterschwellige Spannung, die vorerst gar nicht durch einen Mord oder eine Gewalttat hervorgerufen wird, sondern durch die unheimliche Stimmung, die die Autorin erschafft. Denn Loretta zieht immer in der Dunkelheit durch die Straßen der Großstadt.

Sie wird von einem Landstreicher belästigt und fühlt sich - zu Recht - zunehmend beobachtet und verfolgt. "Die Katzenfreundin und die Zeichen des Todes" (Ellert & Richter) ist kein klassischer Kriminalroman mit einem oder mehreren Morden, einem ermittelnden Kommissar als Hauptfigur und der Auflösung auf den letzten Seiten. Carmen Korn behandelt die tote Frau nur am Rande. Die Ermittlungen spielen eine Nebenrolle. Im Mittelpunkt steht das potenzielle nächste Opfer - Loretta. In ihren Alltag taucht der Leser ein, ihre Gedanken und Sorgen erlebt er mit. Und Loretta ist eine ungewöhnliche, eine eigenbrötlerische Frau. Nachdem sie ihre große Liebe durch einen Schicksalsschlag verloren hat, ist sie allein geblieben. Dennoch scheint sie das Alleinsein zu genießen, die Katzen bedeuten ihr alles. Sie bestimmen Lorettas Alltag, anders als bei vielen Frauen ihres Alters. Mit dem Familienleben, das ihre Schwester führt, kann Loretta nichts anfangen. Erstaunlich und immer wieder überraschend ist der Mut, den die Hauptfigur zeigt. Sie lässt sich von der Fütterung der Streuner durch nichts abschrecken. Selbst der Mord kann sie nicht zurückhalten. Immer wieder stockt dem Leser der Atem, wenn er Loretta auf ihren Streifzügen begleitet.

Diese Erzählweise macht einerseits den Reiz von "Die Katzenfreundin" aus. Andererseits ist es auch eine Schwäche des Buches. Denn Carmen Korn legt keine weiteren Erkenntnisse zum Mörder oder seinen Motiven auf den letzten Seiten dar. So bleibt der Täter eine gesichtslose, eine namenlose Bedrohung. Und der Leser bleibt mit dieser Bedrohung allein.

Carmen Korn liest mit Karl Olsberg Am 6. November um 20 Uhr, in der Axel-Springer-Passage. Tickets gibt es bei Heymann (T. 48 09 30), in den Abendblatt-Ticketshops und unter der Abendblatt-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98; Internet: www.krimifestival-hamburg.de