Der Hafen und die HafenCity werden zum Schauplatz für Literatur. Zehn Tage lang sorgen hier 86 Autoren auf 100 Veranstaltungen für Unterhaltung.

Hamburg. Braucht Hamburg noch ein Literaturfestival neben den Vattenfall-Lesetagen und dem Krimifestival? Ganz gewiss. Denn was das Harbour Front Literaturfestival, das heute in Hamburg startet, bietet, ist nicht nur attraktiv, was das Programm und die Veranstaltungsorte in der HafenCity angeht. Es verspricht auch Qualität, Unterhaltung, Information und zehn tolle Abende, die man mit Autoren, Verlegern und Übersetzern auf der "Cap San Diego" ausklingen lassen kann.

"Wir haben uns den Hafen und die HafenCity angeschaut", sagt Verleger Nikolaus Hansen, der gemeinsam mit Peter Lohmann das Harbour-Front-Festival geplant und organisiert hat, "und waren überzeugt davon, dass dies ein idealer Veranstaltungsort ist. Hier verbindet sich Bekanntes und Unbekanntes." Und Peter Lohmann ergänzt: "Hier sind viele Sprachen und Kulturen zu Hause. Warum passiert dann kulturell so wenig?" Da beide von der Literatur kommen, war klar, dass etwas Literarisches stattfinden sollte, "ein publikumswirksames Festival", so Lohmann. An originellen Veranstaltungsorten im und in der Nähe des Hafens: Im Internationalen Maritimen Museum, im Kesselhaus, Schmidts Tivoli, Cruise Center, bei Kühne & Nagel, in der Flussschifferkirche, im Speicherstadtmuseum und auf dem Lohseplatz, über dessen fesselnde Geschichte es einen eigenen Abend geben wird. Georg Kreisler singt "Letzte Lieder", Richard David Precht spricht über die Liebe. Es gibt eine Buchpremiere "am abenteuerlichsten Ort des Hafens" und den "Ukraine Club", ein irischer Abend und Geschichten aus der Schweiz sorgen ebenso für Gesprächsstoff wie das Thema "Die nervöse Mittelklasse", die Bestsellerautoren Simon Beckett, Liza Marklund, Tim Parks und der König der Liebesromane, Marc Levy.

86 Veranstaltungen mit 100 Autoren an zehn Tagen kann man bis zum 19. September beim Harbour-Front-Festival erleben. Dazu zählen Lesungen mit Schriftstellern wie Leon de Winter, Judith Hermann, Daniel Kehlmann oder Uwe Timm ebenso wie ein Fußball-Länderspiel zwischen deutschen und türkischen Autoren, ein Abend zum Thema "30 Jahre Titanic" oder die Geschichte der Sinto-Familie Reinhardt mit Tanzmusik von Django oder Schnuckenack Reinhardt.

"Wir waren ein Jahr im Voraus mit den Verlagen im Gespräch darüber, welche attraktiven Neuerscheinungen jetzt im Herbst herauskommen, hatten 500 Bücher zur Auswahl", sagt Nikolaus Hansen. "Es gibt viele spannende Facetten, etwa aus den Bereichen Krimi, Lyrik, historische Romane, Literatur. Wir wollten ein Fest zeigen, bei dem sich alle Leser und alle Zielgruppen zu Hause fühlen", erklärt Peter Lohmann. "Es ist so etwas wie ein Programm eines Publikumsverlages entstanden. Die Veranstaltungen mit Siegfried Lenz, Elke Heidenreich, Hellmuth Karasek und Harry Rowohlt sind fast schon ausverkauft." Aber auch Autoren, die noch als Geheimtipp gelten, kann man auf dem Festival kennenlernen, etwa auf dem Debütantensalon. "Wenn wir es hinbekommen, dass das Publikum nicht nur die Veranstaltungen mit Lieblingsautoren besucht, sondern auch gerne etwas entdeckt, wäre das ein tolles Zeichen." Zu den Vattenfall-Lesetagen kamen dieses Jahr 15 000 Besucher, beim Harbour Front Literaturfestival rechnet man mit 15 000 bis 20 000 Besuchern.

Wie entwickelt man so ein großes Literaturfestival, bei dem Atmosphäre und Programm stimmen sollen? "Wir haben alle literarischen Initiativen, die es in Hamburg gibt, einbezogen. Besonders wichtig ist aber ein Zentrum als Treffpunkt", sagt Peter Lohmann, "das ist bei uns die ,Cap San Diego'. Dort kann man sich von anderen, die unterwegs sind, inspirieren lassen. Die Bar sollte der Treffpunkt werden, an dem man Autoren und Journalisten begegnet und feiert. Unsere Schriftsteller wohnen auch auf der ,Cap San Diego', und jeden Abend um 21 Uhr gibt es dort eine Veranstaltung für bis zu 200 Zuhörer. Wir wünschen uns, dass richtiges Festival-Feeling aufkommt." Zwischen den Veranstaltungen kann man auf die Reeperbahn, ins Portugiesenviertel oder in die HafenCity gehen.

500 000 Euro hat die Stiftung des Hamburger Unternehmers Klaus-Michael Kühne dem Harbour-Front-Festival gespendet. Die Summe sorgt unter anderem dafür, dass die Karten nicht 55 Euro kosten, sondern zwischen 8 und 14 Euro. Auch die Verlage sind natürlich daran interessiert, ihre Autoren mit den Neuerscheinungen dieses Herbstes publikumswirksam zu präsentieren. "Viele Verlage schicken wegen dieses Festivals ihre Schriftsteller auf Lesereise", sagt Nikolaus Hansen. "Von hier aus geht es nach Lübeck, Kiel oder auch Berlin, zum Internationalen Literaturfestival, das beinahe zeitgleich stattfindet. Da besteht keine Konkurrenz, sondern Zusammenarbeit. Schließlich kommt kaum jemand aus Berlin zu einer Lesung nach Hamburg oder umgekehrt. Festivals sind Regionalveranstaltungen." Attraktive zumeist.

9. bis 19. September, Tickets in den Abendblatt-Ticketshops und unter den Tickethotlines 30 30 98 98 sowie 01805 - 92 2009, www.harbourfront-hamburg.com

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