Wenn Sportjournalist Waldemar Hartmann als Kabarettist auf der Bühne steht, ist das manchmal lustig, oft angegraut - und sehr authentisch.

Hamburg. Ich erkläre mich vorsorglich für befangen. Humor ist manchmal fachspezifisch, und Sport sagt mir rein gar nichts. Ich musste im Lauf vieler Jahre lernen, dass Sportteile von Zeitungen und Sportsendungen anderen Menschen trotzdem wichtig sind.

Und meine Sport-Kollegen sind richtig nette Kerle. Außer der HSV hat gerade verloren, oder sie wollen wissen, wer als Stürmer den Verein verstärken soll, und keiner verrät's ihnen.

Am Sonntag trat ein Sportjournalist als Kabarettist auf, im Schmidt-Theater. Nicht irgendeiner, sondern Waldemar Hartmann, Reporter-Ikone der ARD, Weißbier-Ikone in der Werbung. Hat viel gesehen, viel mitgemacht, viel gejubelt, viel gelitten, hat viele Fans und Freunde. Bühne ist Bühne - also ist der Kulturkritiker dabei, um aufzuschreiben, wie's war. Was war, ist rasch erzählt, auch wenn Hartmann, anfangs mit angeklebtem Schnäuzer, für sein Programm "Born to be Waldi" etwa eine Stunde 45 plus Pause braucht. Er glänzt mit Anekdoten aus seinem Reporter-Leben - das ist manchmal lustiger als wenn Pocher boxt. Hartmann erzählt Witze, die meine Sport-Kollegen bestimmt nie erzählen, auch am Stammtisch nicht, selbst wenn das Spiel ganz, ganz schlecht war ...

Hartmann ist mit einer selbstvergnügten XXL-Portion Selbstbewusstsein ausgestattet und jenem Schelmenlachen, das kumpelhaft klingt und den eigenen Vorteil nie vergisst. Er erinnert sich an Spieler, Trainer, Fußball- und Olympische Spiele. Selbst erlebt, authentisch und mit Leidenschaft, so wie er seinen Beruf immer verstanden hat - und das ist das Beste an diesem Abend. Wenn er über Muhammad Ali spricht, ist das anrührend. "Waldi" ist genau so, wie er erzählt. Nur die klitzekleine Besserwisserei des gesichtsbekannten Fernseh-Reporters, die ist gar nicht so leicht abzuschütteln.

Seine Texte drehen sich um Schiedsrichter, Lothar Matthäus, Bundestrainer, Beckenbauer, um viel Alkohol und Spielerfrauen. Etliche Scherze sind schwer angegraut, andere hart an der Gürtellinie oder darunter. Oder erwachsene Pennälerstreiche aus der Anstalt. Er redet auch vom eigenen Scheitern, was schon wieder sympathisch wäre. Denn viele erzählen so etwas nicht, er tut es. Aber ein Spürchen zu oft auf Kosten anderer - ein Beispiel für viele: "Calmund liegt auf zwei Sesseln ..."

Viel Applaus gibt's für die 27 Filmausschnitte aus Sendungen, die Situationen im Sport zeigen, über die man lachen kann. Karl Dall, der im Publikum sitzt, sagt in der Pause: "Macht er gar nicht schlecht. Denn Humor im Sport gibt's eigentlich gar nicht." Es ist ein Humor, den die anwesenden Sportfans, auch weibliche, offenbar teilen. Ich habe zweimal gelacht und gestehe beschämt: einmal über Spielerfrauen. Der überwiegende Rest war eher für das vergnügte Fachpublikum.

Aber meine Sportkollegen lachen vermutlich auch nicht über die beiden Musikkritiker, von denen der eine sagt: "Schlechte Akustik hier" und der andere antwortet: "Hab mir auch ein Kissen mitgebracht." Vielleicht probier ich's demnächst mal mit dem: "Was ist der Unterschied zwischen Piccoloflöte und Kontrabass?" Antwort: "Der Kontrabass brennt länger."