Hamburg. Eine traditionsreiche Hamburger Kulturinstitution steht jetzt endgültig vor dem Aus: Wie Bertram Morbach, der Verwaltungsleiter der Museumsstiftung Post und Telekommunikation, dem Abendblatt gestern bestätigte, wird das Hamburger Museum für Kommunikation schon bald geschlossen.
"Bei einer außerordentlichen Sitzung hat das Kuratorium am 7. Juli beschlossen, den Standort Stephansplatz Mitte des Jahres 2010 aufzugeben und das Museum an keinem neuen Standort weiterzuführen. Für das Publikum wird das Museum bereits am 18. Oktober geschlossen", sagte Morbach. Grund seien die Pläne des Investors, der das Gebäude gekauft habe und demnächst ein Klinikum hier errichten werde. "Eine Fusion mit einem anderen Hamburger Museum erwies sich als unrealisierbar. Da wir nicht über die finanziellen Mittel verfügen, das Museum an einem neuen Standort wettbewerbsfähig zu etablieren, ist die Schließung nun leider unvermeidlich", sagte Morbach.
Ab Mitte Oktober werden die Exponate in den Depots der Stiftung in Berlin und in Heusenstamm bei Frankfurt eingelagert. Da das Museum einen maritimen Schwerpunkt hatte, gehen Hamburg damit wertvolle Zeugnisse der Stadtgeschichte verloren.
Das Museum geht auf die "Postgeschichtliche Sammlung" zurück, die 1937 erstmals in den Räumen des Postamts am Dovenhof zu sehen war. 1949 wurde das Postmuseum am Stephansplatz mit einer neuen Konzeption eröffnet. Von Anfang an lag der Schwerpunkt der Sammlung auf der Kommunikation zur See.
Mit der Postreform stand die Existenz des Museums Anfang der 90er-Jahre bereits zur Disposition. Schließlich wurde jedoch 1995 die Museumsstiftung Post und Telekommunikation gegründet, zu der fortan die ehemaligen Postmuseen in Berlin (früher DDR), Hamburg, Frankfurt am Main und Nürnberg sowie das Archiv für Philatelie in Bonn gehören. Nun schien es, als habe das traditionsreiche Haus am Stephansplatz eine neue Perspektive. Die Ausstellung wurde modernisiert und nach modernen Gesichtspunkten vor allem für ein junges Publikum attraktiv gemacht. In der Dauerausstellung kann man auf interaktive Weise viel über die Geschichte der Kommunikation erfahren. Ein wichtiges Thema ist die Nachrichtenübermittlung auf und unter dem Wasser. Es geht um Schiffspost, Seekabel und Flaschenpost, um Radar und Satellitentechnik. Immer wieder machte das Museum auch mit attraktiven Sonderausstellungen auf sich aufmerksam, zuletzt mit einer Schau "Unter die Haut - Tattoo und Piercing im Porträt", die noch bis zum 6. September zu sehen ist.
Doch aufgrund von Sparmaßnahmen bei der Post, die neben der Telekom Träger der Stiftung ist, war das Museum bereits Ende 2003 wieder von der Schließung bedroht. Dabei waren die Besucherzahlen von 8000 (1995) auf 50 000 (2003) prozentual so stark gestiegen wie in keinem anderen Hamburger Museum. Mitte 2004 teilte der damalige Museumsleiter Oliver Rump mit, dass die Zukunft nun gesichert sei. Allerdings sank der Etat von 1,4 auf 1,2 Millionen Euro, was einen Stellenabbau mit einschloss. Als die SPD-Kulturexpertin Christel Oldenburg im Februar dieses Jahres mit der Mitteilung an die Öffentlichkeit trat, dass mit einer baldigen Schließung zu rechnen sei, gab es noch ein Dementi. Elke Schneider, die kommissarische Direktorin des Museums, sagte damals: "Diese Informationen sind falsch. Unser Mietvertrag läuft bis 2023. Es wird zwar Bauarbeiten geben, davon ist aber unser Mietverhältnis nicht berührt."
Im vergangenen Jahr hatte das Museum 30 000 Besucher, etwa fünf Prozent mehr als 2007. Vor allem bei Kindern ist das gut geführte Haus sehr beliebt. Von der Stadt hat das Museum nie Geld erhalten. "Wir sind nicht zuständig, da es sich um eine bundesunmittelbare Stiftung handelt. Offiziell wissen wir bisher nicht, dass das Museum geschlossen werden soll", sagte Kulturbehördensprecherin Ilka von Bodungen gestern.
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