Wally Wünsch-Leiteritz ist Leitende Ärztin an der Klinik Lüneburger Heide und Vorstandsmitglied im Bundesfachverband Essstörungen.

Abendblatt:

Frau Wünsch-Leiteritz, wie dünn dürfen Models denn nun sein?

Wally Wünsch-Leiteritz:

Wir wären schon zufrieden, wenn die Models wenigstens im untersten Bereich eines normalen Body-Mass-Index (BMI) von 18,5 liegen würden. Ein 1,80 Meter großes Model würde demnach ein Gewicht von 59,9 Kilogramm auf die Waage bringen. So dünn wären von Natur aus lediglich zehn Prozent der Frauen. Ein geringeres Gewicht ist bedenklich.

Abendblatt:

Was ist der Trend?

Wünsch-Leiteritz:

Der Trend geht immer weiter in Richtung Untergewicht und Anorexie. Ohne Pille bekommen die Mädchen keine Periode mehr.

Abendblatt:

Sind Models schlechte Vorbilder?

Wünsch-Leiteritz:

Besonders junge Mädchen brauchen Vorbilder. In einer immer dicker werdenden Gesellschaft orientieren sie sich an sehr dünnen Idealen, die nicht realistisch sind. Jugendliche mit Normalgewicht fühlen sich zu dick. Dünn sein wird mit Stärke gleichgesetzt.

Abendblatt:

Welchen Einfluss haben Frauenzeitschriften?

Wünsch-Leiteritz:

Medien prägen ein zweifelhaftes Schönheitsideal. Nur mager wird als schön erachtet. Daher ist der Vorstoß der "Brigitte" lobenswert. Ein erster Schritt, dass junge Mädchen darüber nachdenken, was normal ist.