Um die Entdeckung der Currywurst, dieses original nachkriegsdeutschen Junkfoods und Imbissbudenfressens mit Kultstatus, streiten Hamburg und Berlin wie sieben griechische Städte darum streiten, Geburtsort Homers zu sein.

Wie das Ei des Kolumbus oder die Erfindung des Porzellans (als zufälliges Nebenprodukt alchimistischer Goldmacher) ist die Currywurst, laut Uwe Timm, ein Produkt des Zufalls.

1945, der Krieg ist gerade zu Ende und die Kantinenwirtin Lena Brückner beherbergt in den letzten Kriegstagen und in den ersten Nachkriegstagen (die sie ihm aus Gründen einer heimlichen Bettbeziehung verschweigt) einen Deserteur - unter Gefahr des Lebens und wegen der Freuden der Liebe.

Doch dann berichtet die Erblindete dem Erzähler Timm Jahre später, wie ein neuer Geschmack in die Welt gekommen ist - "etwas Fruchtfeuchtscharfes": indem ihr Curry und Ketchup aus der Hand fallen und sich auf dem Fußboden zu einem neuen Geschmack vermengen - eben dem der Currywurst-Soße.

Der Roman, als Novelle aus den letzten Kriegstagen und ersten Nachkriegstagen in Hamburg ohne Sentimentalität aus der Rückblende der Erinnerung erzählt, eine zeitgeschichtliche Kostbarkeit und Hamburgensie, zeigt zwei Imbissbudenhuren als erste Genießer der neuen Köstlichkeit.

In Berlin gibt es inzwischen ein Currywurstmuseum. Uwe Timms pfiffiger, geschichtsbewusster Roman ist das literarische Hamburger Currywurstmuseum.