Parallel zum Reeperbahn-Festival wird es in Hamburg vom 24.-26. September den ersten “Reeperbahn Campus“ für Meinungsbildung und -austausch geben.

Hamburg. "Das war's dann wohl mit der Pop-Hauptstadt", trauerte der Berliner "Tagesspiegel", als die diesjährige "Popkomm" dort mangels Interesse der Fachkundschaft vor einigen Wochen abgeblasen wurde.

Nachdem es halbherzige Ideen gab, das Gleiche irgendwie anders in Berlin zu halten oder wieder nach Köln zu holen, macht die Pop-Metropole Hamburg, die jahrelang unter dem kreativen Aderlass Richtung Spree leiden musste, einen konsequenten Ausfallschritt nach vorn: Parallel zum Reeperbahn-Festival wird es vom 24.-26. September den ersten "Reeperbahn Campus" für Meinungsbildung und -austausch geben.

Die Idee an sich ist nicht neu. Detlef Schwarte, Organisator bei "Inferno Events" erklärte, das Konzept habe es seit Ende 2008 gegeben. Die Entscheidung, es in die Tat umzusetzen, sei einige Wochen vor der "Popkomm"-Absage gefallen, habe dadurch aber zusätzliche Dynamik bekommen. Die Veranstalter rechnen mit etwa 1500 Anmeldungen, das, so Schwarte, ist "ambitioniert, aber realistisch". Die Stadt unterstützt das Ganze "maßgeblich und mittelfristig". Die Höhe der Summe ist jetzt Verhandlungssache.

Der "Campus" soll keine kostenschindende Messe sein, wie es die "Popkomm" fatalerweise auch war, sondern ein Forum, bei dem verschiedene Sparten der Kreativindustrie über den Umgang mit konzeptionellen Um- und finanziellen Einbrüchen diskutieren können. Rund 30 Panels und Workshops sind geplant, womöglich auch mit Referenten, die bei der "Popkomm" eingeplant waren. Die Eröffnungsrede hält Monika Bestle, Initiatorin der von mehr als100 000 Betroffenen unterzeichneten Gema-Petition (wir berichteten). Pop-Exportbüros aus Dänemark und Frankreich haben sich angemeldet, um Landestypisches zu präsentieren.

Angesiedelt wird der "Campus" im Herzen des Reeperbahn-Festivals, in mehreren Klubs direkt am Spielbudenplatz. Und nicht nur die gestandenen Branchen-Profis haben damit einen Pflichttermin neben den vielen Konzerten, auch der Nachwuchs der Veranstaltungsbranche bekommt in diesen Tagen gut zu tun: beim zweiten "Kiezkongress", der vor Augen und Ohren führt, was geht, wenn Angebot auf Nachfrage trifft.

Theorie und Praxis, Trends und Small Talk, alles an einem als Musik-Hotspot weltweit bekannten Ort und an einem zentralen Termin - da kann man aus Hamburger Sicht nur bestätigen: Der "Tagesspiegel" hat recht.

Infos : www.reeperbahncampus.com , www.reeperbahnfestival.com , www.kiezkongress.de