Das attraktive Damen-Tanzensemble aus Havanna erobert mit der Tanzrevue “Fuerza y Compás“ - mal weiblich-sexy, mal männlich-cool - das Hamburger Publikum.

Hamburg. Kastagnetten klappern, kündigen gebieterisch die Tänzerinnen an. Den Kopf gesenkt, wie Stiere im Anlauf, stürmen sie auf die Bühne, reißen stolz die Arme über den Kopf, trommeln mit den Schuhabsätzen auf den Boden. Lizt Alfonso Dance Kuba eröffnet die Tanzrevue "Fuerza y Compás" - dem Titel entsprechend - mit bezwingender "Stärke" und perfekt im gleichen "Takt". Die 17 Tänzerinnen erobern sich auf Anhieb mit einer Reihe spanisch inspirierter Tänze das Publikum im Deutschen Schauspielhaus.

"Dieser Abend ist eigentlich eine dreifache Premiere", scherzte Tivoli-Chef Corny Littmann zur Begrüßung. "Wir beginnen endlich einmal pünktlich, sind zum ersten Mal Gast im Deutschen Schauspielhaus, was einige erstaunen mag. Und die Tänzerinnen und Musiker haben heute ihren allerersten Deutschland-Auftritt." Littmann hatte das Frauenensemble in Havanna entdeckt, präsentiert nun die international tourende Kulttruppe aus Kuba drei Wochen lang im Schauspielhaus - der ideale Ort für ihren Auftritt. Sie bietet nicht die übliche Flamenco-Show, sondern kubanischen Vollbluttanz: modern, sinnlich und von höchster Perfektion. Das Publikum reagierte begeistert und bereitete den Gästen einen herzlichen Empfang mit großem Jubel und Klatschen.

Lizt Alfonso besticht durch ihren speziellen Stil. Fusion, die kreative Verschmelzung verschiedener Tanzstile, ist ihr Markenzeichen. Der "Tango del Tiempo" ist tatsächlich auf der Höhe der Zeit. Die Choreografin benützt zwar klassische spanische und andere Volkstanzformen, bricht sie aber mit Modern Dance, Elementen aus Jazz und Ballett. Auf der Raumdiagonale dreht Claudia Valdivia im Zigeunertanz Pirouetten wie in einem Feen-Solo von Marius Petipas "Dornröschen". Im körperlichen Ebenmaß, in Disziplin und Präzision, auch in der synchronen Harmonie ähnelt die Gruppe tatsächlich einer russischen Ballett-Compagnie. Nur dass sie einzigartig und mit bezwingender Vitalität das Tanztemperament von der Karibik-Insel verkörpern.

Folkloristischen Tanz vermeidet Lizt Alfonso aber durch raffinierte Abstraktion - auch durch die von ihr entworfenen, elegant einfachen Kostüme in effektvollem Rot, Schwarz und Weiß. Das Spiel mit Kontrasten kennzeichnet ebenso die Musik der sechsköpfigen Live-Band wie die unterschiedlichen Choreografien. Alfonso führt die Gruppen einfallsreich gegeneinander, lässt Figuren wiederholen und abwandeln. Am auffälligsten ist ihre typische Stil-Fusion in der Behandlung von Armen, Oberkörpern und Fußarbeit zu verfolgen. Die Tänzerinnen wechseln von Flamencogesten in modernes Port de bras, kombinieren klassische Schritte mit Zapateado-Getrommel. Dabei kommen sie zwar nicht ohne die fabelhaften Musiker, aber bestens ohne Tanzpartner aus - wie sie vor der Pause im Titelstück "Fuerza y Compás" zeigen. Da beweisen sie männlich Kraft und Rhythmus, wirken in den weißen Blusen und schwarzen Hosen dennoch unbeschreiblich weiblich. Wenn sie in Sirtaki-Reihe an der Rampe stampfen, dann plötzlich auf den Schuhspitzen stehen, jubelt das Publikum. Auch im rituellen Stabtanz "Hombre" (Mensch) aus Alfonsos Choreografie "Elemente" zeigen die Frauen Stammesgeist, lassen darauf in Feuerrot wirbelnden Röcken ihre Reize und femininen Charme spielen.

"Ich gehe nach Kuba", nennt die Choreografin den letzten Tanz. Dem verführerischen Locken möchte man sich willenlos ergeben.

Lizt Alfonso Dance Kuba bis 9.8., Schauspielhaus, Karten in allen Hamburger Abendblatt-Ticket-Shops und unter der Ticket-Hotline 30 30 98 98.