Zwei Weltstars singen - Anna Netrebko und der Bassbariton Bryn Terfel: Am 9. September steigt das klassische Konzert des Jahres. Der Vorverkauf beginnt morgen in den Ticketshops des Hamburger Abendblatts.

Hamburg. Bei der Taufe des Kreuzfahrers "Mein Schiff" war sie in Hamburg, ohne zu singen. Jetzt holen "Elbklassik", die Hamburger Tochterfirma des Konzertveranstalters Peter Schwenkow, und das Hamburger Abendblatt Anna Netrebko für ein Konzert in der Laeiszhalle nach Hamburg. Am 9. September kommt es dort zu einem Gipfeltreffen der besonderen Art: Die russische Starsopranistin tritt gemeinsam mit Bryn Terfel auf, dem großartigen walisischen Bassbariton, einem der gefragtesten Vertreter seines Stimmfachs. Schwenkow konnte diesen Coup nach dem von ihm organisierten Netrebko-Konzert vom vergangenen Freitag auf dem Münchner Königsplatz (14 500 Zuhörer) perfekt machen. Der Vorverkauf für diesen Abend beginnt am Freitagmorgen um 8.00 Uhr.

Die Zusage der Sängerin kam so kurzfristig, dass das begleitende Orchester noch nicht feststeht, sondern bisher nur, wer das Konzert dirigieren wird: der international erfahrene Maestro Emmanuel Villaume, der im September Chef der Slowenischen Philharmonie wird. Auch das Programm ist noch nicht in allen Einzelheiten festgeschrieben, es könnte sich an dem des Münchner Konzerts orientieren, bei dem der Bariton Dmitri Hvorostovsky ihr Bühnenpartner war. Dort wurden in der ersten Hälfte ausschließlich Werke russischer Komponisten gesungen - Ausschnitte aus Tschaikowskys Opern "Pique Dame", "Jolanthe" und "Eugen Onegin" sowie Michail Glinkas "Ruslan und Ludmilla". Der zweite Teil war internationaler mit Werken von Strauss und Wagner sowie Ausschnitten aus Opern von Verdi, Puccini, Mascagni und Leoncavallo.

Anna Netrebko probt derzeit in Baden-Baden für die Premiere von Tschaikowskys Oper "Jolanthe" am 18. Juli und gibt am 11. August bei den Salzburger Festspielen einen Liederabend mit Daniel Barenboim.

Bei der Pressekonferenz vor ihrem Münchner Konzert fiel die Sängerin im Hotel "Vier Jahreszeiten" zunächst gar nicht auf, als sie den Raum betrat. Mit einem kräftigen melodiösen "Hallo-ho" beamt sich Anna Netrebko aber schnell ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das übliche Klickkonzert der Kameras, aufgeregte "Anna, hier!"-Rufe. Ihr Lächeln steht auf "Freeze". Anna Netrebko ist zurück, nach ihrer Babypause. Absolviert Opernauftritte wie die Mimi in "La Bohème" und Mega-Open-Airs wie das auf dem Königsplatz.

Ein Spürchen rundlicher ist ihr Gesicht. "Klar, Stimme und Körper sind kräftiger geworden - vielleicht nicht nur durch die Schwangerschaft, sondern auch durchs Alter", sagt sie, die am 18. September ihren 38. Geburtstag feiert. Und freut sich schon auf neue Rollen im dramatischen Fach, dem sie entgegenwächst. "Im Augenblick singe ich noch viel Belcanto, das tut der Stimme gut."

Die Lucia di Lammermoor hat sie schon in St. Petersburg und Wien gesungen - strenge Kritiker bemängelten kleine Schludrigkeiten und lobten ihre dunkle, warme Mittellage; die Marguerite in Gounods "Faust" steht auf dem Programm; an die Leonora in Verdis "Trovatore" tastet sie sich vorsichtig heran. Sagt sie nach der Pressekonferenz noch keck: "Viel zu wenige Fragen ...", plaudert sie beim anschließenden Abendblatt-Interview in ihrem russisch getönten Englisch so richtig los. Zum Beispiel darüber, dass sie auch von Wagner träumt, von der Elsa im "Lohengrin". "Meine Stimme würde das schon jetzt hergeben - schwierig sind für mich jetzt noch der Stil und der deutsche Text." Der geht ihr schon bei Strauss-Liedern schwer in den Kopf. Ob sie denn schon Kontakt nach Bayreuth hat? Da biegt sie doch elegant ab: "Das ist leider immer zur selben Zeit wie Salzburg - deswegen hab ich's noch nie dahin geschafft."

Angst, die Stimme durch Überanstrengung zu ruinieren wie ihr ehemaliger Bühnen-Partner Rolando Villazón, hat sie keine. "Wir sind zwar alle gierig nach Rollen, nach schönen Theatern und Konzerten. Aber ich passe schon auf. Man muss einfach lange Erholungszeiten einhalten." Zwei Tage Ruhe muss sie haben nach einer langen, anstrengenden Opernprobe. Hat sie überhaupt noch Kontakt zu Villazón? "Er wird zurückkommen, mit einer noch besseren Stimme", antwortet sie. Ihr Kontakt ist erst mal abgerissen.

Mit im Raum sitzt der Vater ihres Sohnes Tiago (elf Monate). Erwin Schrott, ein Bassbariton aus Uruguay mit einem guten Schuss Latin Lover, hat die Sonnenbrille lässig in die Stirn geschoben. "My husband", sagt Anna Netrebko immer mal wieder, und die ganze Welt darf weiterrätseln, ob die beiden nicht doch längst heimlich geheiratet haben. "Tiago liebt ihn." Wenn die Kleinfamilie durch Engagements in unterschiedlichen Städten auseinandergerissen wird und Mama arbeiten muss, passt eine russische Nanny auf das Kind auf. Manchmal aber passt der Terminkalender - dann ist die kleine Familie gemeinsam unterwegs. Die Netrebko als Mutter - stöhnen da nicht ihre Werbeagenturen auf? "Na ja, ich sollte jetzt vielleicht keine kurzen Blümchenkleider mehr tragen und verrückte Frisuren oder Werbespots in Badewannen drehen. Aber ich denke, ich gewinne ja auch anderes Image dazu - mit meiner Familie." Selbstbewusster ist sie geworden, längst nicht mehr schüchtern wie anfangs neben dem extrovertierten Villazón. Erzählt von ihrer Zweitheimat Österreich und dass sie da schon kulinarisch angekommen ist: "Ich kann schon Palatschinken machen." Ziert sich ordnungsgemäß bei der Frage, was sie an anderen Sopranistinnen bewundert. "Soprrrranossss ..." - antwortlos rollt sie das Wort über die Zunge, bis es verzischt ist.

Und taucht eilig wieder ab in den Rest Privatleben jenseits des Starruhms: Kaum erkannt in Shorts, T-Shirt und Baseballkappe, mit Kinderwagen und im Arm von Erwin bummelt sie am Nachmittag durch München - Eisdiele, Espresso, Ferienlaune.

In Hamburg ist der Rahmen für ihren Auftritt entschieden intimer als in München; die Laeiszhalle ist ein Garant für würdevolle Konzert-Atmosphäre und gute Akustik - beste Voraussetzungen dafür, zwei der größten Stimmen unserer Zeit zu genießen.

Konzert mit Anna Netrebko und Bryn Terfel, 9. September 2009, Laeiszhalle. Der Vorverkauf beginnt am morgigen Freitag, 17. Juni, um 8 Uhr morgens (telefonisch). Die Tickets (55 bis 285 Euro) erhalten Sie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie den Hamburger-Abendblatt-Ticketshops (Adressen und Öffnungszeiten unter www.abendblatt.de/ticketshops ) und der Hamburger-Abendblatt- Ticket-Hotline unter Tel.: 040/30 30 98 98.