Wenn ein neuer Popstern erst einmal am Himmel leuchtet, fragt man sich, wie er eigentlich dorthin gelangt ist. Bei dem britischen Synthiepop-Duo La Roux steht eines fest: Castingshows waren nicht im Spiel.

Hamburg. Sängerin Elly Jackson lässt sich beim Hamburger Auftritt im Uebel & Gefährlich erst einmal Zeit. Schließlich braucht es etliche Dosen Haarspray, bis die eindrucksvolle tizianrote Tolle sitzt. Sie hält dann auch ein atemloses, intensives Set von 40 Minuten durch. Burschikos, in Jeanshose und gepunktetem Hemd tanzt die Senkrechtstarterin mit geschlossenen Augen, blinzelt nur gelegentlich scheu bis rebellisch zu ihrem Mikrofon.

Doch spätestens bei "In For The Kill" und dem britischen Nummer-eins-Hit "Bulletproof" gibt es im Saal kein Halten mehr. Wer bei Synthiepop an schnöde Plastikklänge denkt, wird von La Roux positiv überrascht. Was aus der Konserve ihres Erfolgsalbums "La Roux" noch unterkühlt minimalistisch daherkommt, entfesselt live eine fast rauschhafte Dynamik. Die kauzigen Elektromelodien blubbern wie Seifenblasen, der Rhythmus federt und schnarrt mal synkopisch, mal elegant. Es ist die Rückkehr des Glamour, des Theatralischen und der Tanzlust in die Popmusik, die hier gefeiert wird. Und natürlich einhergeht mit der Abschaffung der Gitarre. Elly Jackson jedenfalls hat unlängst erklärt, das Instrument sei erledigt. Und zwar in einem Interview der BBC zum Thema "langweilige Klänge".

Dass dieser Abend so gar nicht langweilig verläuft, liegt an Jacksons faszinierend zurückhaltendem Gesang, den einfallsreichen Arrangements und den Live-Künsten ihrer beiden Keyboarder und eines Synthie-Schlagzeugers. Auch schwächere Lieder wie "As If By Magic" sind da zu verschmerzen. Nur Jacksons Band-Kompagnon Ben Langmaid bleibt unsichtbar. Mit einer so gewaltigen Rückkehr der viel geschmähten 80er-Jahre hat wohl niemand gerechnet.