Das Filmmusical “Rock Of Ages“ mit Tom Cruise, Julianne Rough, Diego Boneta und Alec Baldwin steckt voller Klischees, sorgt aber für gute Laune.

Vor ein paar Tagen lief eine Meldung über den Nachrichten-Ticker, dass ein Rockfan vor einem Konzert von Guns 'n' Roses von den Ordnern gezwungen worden sei, sein T-Shirt auszuziehen, welches das Konterfei von Slash zeigte. Der spielte früher Gitarre bei Guns 'n' Roses und war neben Sänger Axl Rose der Star der US-Hardrock-Band. Rose und Slash sind schon lange keine Freunde mehr, deshalb die überzogene Action des Personals. Könnte ja sein, dass Axl den Fan und sein Hemd in der ersten Reihe sieht, dann einen Wutanfall bekommt und das Konzert abbricht. Ein aktuelles Beispiel für den ernsthaften Irrsinn innerhalb der Hardrock-Szene, dieser Bühne der Poser und durchgeknallten Selbstdarsteller. Regisseur Adam Shankman hat sich dieses Phänomens angenommen und mit "Rock Of Ages" eine Musikkomödie gedreht, in der kein Klischee ausgelassen wird, aber auch gar nicht ausgelassen werden darf, denn Hardrock ist schon lange zum Klischee verkommen.

Das Musical "Rock Of Ages" läuft bereits seit einigen Jahren erfolgreich am Broadway, für die Kinofassung hat Shankman mit Tom Cruise und Alec Baldwin zwei Stars des Hollywood-Kinos gewinnen können, die man in einem solchen Film eher nicht vermutet, zumal nicht als langmähnige Rock 'n' Roller. Vor allem Cruise, sonst ein eher gelackter Darsteller, gibt in "Rock Of Ages" als Stacee Jaxx eine Rampensau, die man nicht erwartet hätte. Mit seinem Stirntuch, den auf Bauch und Hüften tätowierten Colts und weiteren Tattoos auf dem drahtigen, muskelbepackten Körper, erinnert er an ebenjenen Axl Rose, der regelmäßig für Randale auf der Bühne sorgte. Stacee Jaxx soll mit seiner Band Arsenal ein Abschiedskonzert im Bourbon Room von Hollywood geben, dort, wo seine Karriere begonnen hat. Doch er ist von zu vielen Drogen, zu viel Bourbon und zu viel Sex zu bedröhnt, um es hinters Mikrofon zu schaffen. Harte Arbeit für seinen schmierigen Manager Paul Gill (Paul Giamatti).

Alec Baldwin spielt den Club-Besitzer Dennis Dupree als einen ergrauten und resignierten Typen, der die guten Zeiten des Rock und die Aufbruchstimmung der 70er-Jahre noch erlebt hat, der aber inzwischen vor dem finanziellen Ruin steht. Sein Bourbon Room ist ein abgewrackter Schuppen auf dem Sunset Strip, der seine besten Tage hinter sich hat. Vorbild für diesen Club waren der Viper Room in Hollywood, der immer noch existiert, und das längst geschlossene CBGB's in New York. Viel von dem Witz in "Rock Of Ages" machen all die eindeutigen Anspielungen aus, die Shankman und Drehbuchautor Chris D'Arienzo in diesem Filmmusical benutzt haben. Von ihrer komischen Seite zeigt sich zum Beispiel Catherine Zeta-Jones als Politikergattin und Sauberfrau Patricia Whitmore. Ihr Feldzug gegen den schmutzigen Rock 'n' Roll karikiert Tipper Gore, Ehefrau des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore, die vor ein paar Jahren massiv Hip-Hop-Künstler zensieren wollte.

Eingebettet ist die Story um Stacee Jaxx und Dennis Dupree in ein weiteres Filmklischee: Naives blondes Landmädchen mit Namen Cherrie (Julianne Hough) kommt in die große Stadt auf der Suche nach Ruhm und Erfolg. Gleich bei der Ankunft wird sie bestohlen, sie hat kein Geld, braucht dringend Arbeit und trifft den hübschen Drew (Diego Boneta), der ihr einen Job als Kellnerin im Bourbon Room besorgt und selber von der großen Karriere als Musiker träumt. Wie in einer Teenie-Komödie gibt es zwischen Cherrie und Drew diverse Irrungen und Wirrungen und auch eine Reihe von wunderbaren Gesangsduetten, etwa zwischen Baldwin und seinem "Sidekick" Lonni (Russell Brand). "Rock Of Ages" ist so etwas wie die Hardrock-Version von "Grease" und "Hairspray". Der Film ist laut, übertrieben und manchmal dämlich, aber immer ein Riesenspaß, weil er geschickt mit all den Stereotypen umgeht.

Dazu läuft die Musik von Foreigner, Bon Jovi, Joan Jett, Pat Benatar, Journey, Def Leppard und den Scorpions. Die Schauspieler singen ihre Parts selber und machen dabei eine ziemlich gute Figur, Tom Cruise inklusive. Der Stadion-Rock der 80er-Jahre findet in "Rock Of Ages" seinen Weg ins Kino zur fröhlichen Headbanger-Party. Die Wahl des T-Shirts ist bei einem Kinobesuch übrigens jedem freigestellt.

Bewertung: empfehlenswert

"Rock Of Ages" USA 2012, 123 Min., ab 6 Jahren, R: Adam Shankman, D: Tom Cruise, Julianne Rough, Diego Boneta, Alec Baldwin, Catherine Zeta-Jones, täglich im Cinemaxx Dammtor/Harburg/Wandsbek, Streit's (OF), UCI Mundsburg/Othmarschen/Smart-City; www.rockofages-derfilm.de