Mitbegründer Sören Sieg verabschiedet sich vom A-cappella-Comedy-Quartett mit einer Werkschau. Nach 18 Jahren steigt er aus dem Tourleben aus.

Lustspielhaus. Eine "Mischung aus Wigald Boning, Roger Willemsen und Freddie Mercury", hat Bariton Jan Melzer ihn mal liebevoll-ironisch genannt. Sören Sieg konnte damit leben, auf der Bühne allemal. Doch ewig als Künstler touren? Das will und kann der kreative Kopf der Hamburger Gruppe LaLeLu nicht länger. Jazz, Pop, Hip-Hop, Volkslied oder Schlager - als Wolfgang-Petry-Parodie etwa trug der Mitbegründer des komischen A-cappella-Quartetts nicht bloß die Last einer riesigen "Wolle"-Perücke. Der Tenor stand auch für hohe Töne und gewitzte Moderationen. Nach 18 Jahren beendet Sieg bei einer LaLeLu-Werkschau im Lustspielhaus seine Bühnenkarriere.

Eine zweite hat er längst begonnen. Sören Sieg, dieser kleine Filou, ist sichtlich stolz, dass er jüngst seinen ersten Roman veröffentlich hat: "Superdaddy" trägt durchaus biografische Züge. Die Hauptfigur ist wie Sieg selbst Vater dreier Kinder und verdingt sich in der Kleinkunstszene. Dieser Philipp Kirschbaum-Vahrenholz, Sohn eines Baumschulhilfsarbeiters, tourt mehr schlecht als recht als Solokomiker - bis er einen Auftritt in einem Kulturzentrum abbricht, weil sich sein jüngster Sohn zu Hause die Hand verbrannt hat. Die "Karriere" scheint endgültig ruiniert, der Vater damit zu scheitern, Familie, Beruf und Liebesbeziehung unter einen Hut zu bringen. Und die Ehefrau? Charlotte, angehende Professorin für Soziologie, genauer Familiensoziologie, ist nicht zu Hause - sie startet karrieremäßig gerade richtig durch. Klingt natürlich überzeichnet, ist aber gerade deshalb unterhaltsam zu lesen.

Im Gespräch erinnert sich Sieg daran, als er vor 14 Jahren just das erste Mal Vater einer Tochter geworden war. "Ich war noch im Kreißsaal, da bekam ich einen Anruf: Ein Veranstalter aus dem Ruhrpott drängte, wir sollten unbedingt auftreten." Statt nach Oberhausen zu fahren, blieb Sieg in Hamburg. Ausgerechnet jedoch als Jahre später sein jüngster Sohn eingeschult wurde und alle Eltern dabei waren, klingelte sein Handy: Die neue LaLeLu-CD war eine Fehlpressung - was tun? "Ich lief quer über das Schulgelände und versuchte am Telefon, das Schlimmste zu verhindern", erzählt Sieg. Beruflich besonders beanspruchte Väter haben es halt schwer: "Heute wollen doch alle Superdaddys sein."

Sieg hat den Kindern im Buch in Anspielung auf LaLeLu die Namen Lasse, Linus und Luna verpasst. Den Roman hat er quasi zwischendurch geschrieben: im Urlaub im Strandkorb an der Ostsee, auf den langen Bahnfahrten mit seiner Combo von Hamburg nach Stuttgart, auf Tourneen nachts im Hotel und im Writers' Room Hamburg, dem einzigen Arbeitsraum für literarisch Schreibende in Europa. Ihm gehört Sieg schon seit zwölf Jahren an. Dass sein Vater, der Satire-Autor Wolfgang Sieg ("Ohlsdorf lebt oder der Sarg-Discounter"), und seine Schwester Katrin als Literaturwissenschaftlerin in diesem Fach zu Hause sind, mag dem 45-Jährigen geholfen haben.

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Schreiben wird Sören Sieg weiterhin für LaLeLu. "Das Baby ist jetzt 18, aber ich zahle noch Unterhalt", sagt der Arrangeur lächelnd. 130 Auftritte pro Jahr und insgesamt etwa 2000 Konzerte kann auch ein Profi wie er nicht einfach abstreifen. "Ich freue mich vor allem auf die freien Wochenenden", sagt der Vater. Alle zehn Programme von LaLeLu stammen aus seiner Feder. Nachdem Sieg mit den beiden Gründungsmitgliedern Jan Melzer und Bass Tobias Hanf sowie der seit 2007 akustisch wie optisch überzeugenden Mezzosopranistin Sanna Nyman die Programme "Große Kunst für sehr viel Geld" (am 11./12.6.), "Grundlos eitel" (13./14.6.) und "Pech im Unglück" (15.6.) zum Besten gegeben hat, folgt am 16.6. das Abschiedskonzert. Fest steht: Eine Schlagerstar-Parodie als Florian Clüver im Vollplaybackmodus und ein improvisiertes Liebeslied wird sich Sieg gönnen. Und seine drei Kollegen sowie der neue Tenor Frank Valet werden ihn noch mal richtig schön machen lassen.

LaLeLu-Werkschau Mo 11. bis Sa 16.6., jew. 20.00, Lustspielhaus (U Hudtwalckerstraße), Ludolfstr. 53, Karten zu 12,- (erm.) bis 25,- unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de ; www.lalelu.de

"Superdaddy" (List-Verlag), 304 S., 14,99 Euro