Ziel der Gruppe ist es, die Zahl der weiblichen Führungskräfte in deutschen Redaktionen innerhalb von fünf Jahren auf 30 Prozent zu steigern.

Hamburg. Es ist eine Pressekonferenz der etwas anderen Art: Um einen reich gedeckten Frühstückstisch in einer Altbauwohnung im Grindelviertel haben sich neun Frauen versammelt. Die Damen gehören dem Vorstand des Vereins Pro Quote Medien an, der sich am Sonnabend in Hamburg gegründet hat. Sein Ziel ist es, die Zahl der weiblichen Führungskräfte in deutschen Redaktionen auf 30 Prozent zu steigern. Bisher sind etwa an deutschen Tageszeitungen nur zwei Prozent der Chefredakteure Frauen, obwohl es unter Journalisten längst weitaus mehr weibliche als männliche Berufsanfänger gibt.

Bei Kaffee und Croissants erläutert die Vorsitzende, "Spiegel"-Redakteurin Annette Bruhns, dass Ziel des neuen Vereins erstaunlicherweise dessen Auflösung ist: "Wir sind der effizienteste Verein der Republik", sagt sie, "weil wir uns schon in fünf Jahren obsolet machen." Dann soll die Quote von 30 Prozent geschafft sein. Um dieses Ziel zu erreichen, will Pro Quote Medien eine Datenbank mit kompetenten Journalistinnen anlegen, die bereit sind, in Führungspositionen zu wechseln. Eine solche Datei sei notwendig, "damit kein Chef behaupten kann: Wir würden ja gerne die Stelle mit einer Frau besetzen, aber wir finden keine", sagt Sabine Kartte, stellvertretende Vereinsvorsitzende und Textchefin sowie geschäftsführende Redakteurin beim "Stern". Zudem will Pro Quote wissenschaftlich erforschen lassen, warum Journalistinnen trotz bester Qualifikation nur selten in Führungspositionen gelangen.

Vorstandsmitglied ist neben ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Walde und Lisa Ortgies ("Frau TV") auch die Chefredakteurin der Deutschen Welle, Dagmar Engel. In ihrem Sender ist die Pro-Quote-Forderung bereits erfüllt. Der Frauenanteil unter den Führungskräften liegt dort bei 50 Prozent.