Tina Fey, die bekannteste Komikerin der USA ist - meistens - zum Brüllen. Jetzt kommt ihr Buch “Bossypants“ auf deutsch in den Handel.

Hamburg. Tina Fey ist die bekannteste Komikerin der USA. Es gibt sehr viele gute US-Komikerinnen, aber seit Fey als Sarah-Palin-Double die politische Satire aufgemischt hat, kennt und liebt man sie auch außerhalb der Staaten. Fey imitierte Palin so perfekt, dass die republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin im Wahlkampf Autogrammkarten mit der Aufschrift "Ich bin nicht Tina Fey" verteilte.

Fey kann eine makellose Karriere vorweisen, wenn es darum geht, Pointen, Situationskomik, Sketche oder Parodien in Sachen Slapstick zu (er)finden. Fünf Jahre hat sie in Chicago mit einer Truppe Stand-up-Comedy gemacht. 1997 bewarb sie sich dann bei der berühmtesten amerikanischen Komikshow, "Saturday Night Live".

+++ Emanzipation der Komik oder können Frauen komisch sein? +++

"Nur unter Komikern gilt man als brave weiße Frau aus der Provinz als Exot", schreibt sie in ihrem Buch "Bossypants", das monatelang auf Platz eins der "The New York Times"-Bestsellerliste stand und jetzt bei Rowohlt polaris auf Deutsch erschien.

"Bossypants" ist keine Biografie, aber das Buch folgt Feys Teenagerzeit, in der sie mit schwulen Freunden abhing ("Ich habe vier Jahre lang versucht, die Uninteressierten für mich zu begeistern") und ihrer Selbstbetrachtung voller giftigem Humor. Sie musste früh um acht vor Angestellten spielen, "die zusammengetrommelt waren, um von Einschnitten bei ihren Krankenkassenzuschüssen zu erfahren". Wer da nicht komisch ist, hat schon verloren. Sie erinnert sich an die Geburt der Tochter. "Ich musste bald zurück zur Arbeit. Bei NBC stehe ich unter Vertrag, das Baby und ich haben nur eine mündliche Vereinbarung."

Fey wurde Chefautorin bei "Saturday Night Live". Danach erfand sie die TV-Mediensatire "30 Rock", in der sie neben Alec Baldwin der Star ist, weil sie selbstironisch die Produktionsleiterin einer Fernsehshow parodiert. Fey nutzt für ihre Rollen die Nerd-Brille, die bei uns auch Martina Hill als Tina Hausten in der "heute-show" trägt. Inzwischen hat Fey für die Serie viele Auszeichnungen bekommen. Sie schreibt Drehbücher, auch für Filme und gelegentlich spielt sie sogar selbst mit. Doch was im Fernsehen funktioniert, was sich zum Brüllen liest oder lustig anhört, muss im Film nicht klappen. "Date Night - Gangster für eine Nacht" heißt die Komödie, in der Fey an der Seite von Komiker Steve Carell (er ist der US-Stromberg) spielt. Beide sind ein durchschnittliches Ehepaar aus New Jersey, das durch eine Verwechslung in eine schreckliche Situation im hippen Manhattan gerät und jede Menge kriminelle Energie entwickelt.

Klingt lustig, ist es aber nur minimal, etwa wenn beide zu Bett gehen und überlegen ob sie noch Sex haben sollten. "Klar", sagt sie und nimmt schnell noch die Beißschiene aus dem Mund, aus der gehörig Sabber tropft. Dezenz ist bei Komik fehl am Platz. Aber der Film krankt nicht an Übertreibungen. Er krankt daran, dass sich Carell und Fey übertrieben und platt darum bemühen, lustig zu sein. Shawn Levy, einer von Hollywoods Top-Komödienregisseuren, verlässt sich auf Autorennen, plumpe Klischees - etwa vom Zuhälter und seiner Prostituierten - anstatt auf Timing und das Improvisationstalent seiner Hauptdarsteller. Eine eingeschlafene Ehe, die unversehens durch eine Verwechslung zum rasanten Abenteuer wird, das wäre eine tolle Idee für eine funkelnde Komödie. Aber der Film ist kaum mehr als eine Sitcom. Bei dieser "Date Night" hätte das Paar lieber zu Hause vor dem Fernseher in New Jersey bleiben sollen.

Ganz anders Feys Buch, bei dem man oft wirklich lachen muss. Der erste Palin-Sketch ist abgedruckt und einer der vielen Palin-Gags auch. Da wird Sarah Palin in einem Interview gefragt: "Gouverneur Palin, würden Sie die Rechte für gleichgeschlechtliche Partnerschaften auf das gesamte Land ausweiten?" Und Sarah Palin antwortet: "Ich hätte Bedenken, wo das hinführt. Ich glaube, dass die Ehe eine heilige Institution zwischen zwei unwilligen Teenagern sein soll."

"Date Night": 10. Juni, 20.15 Uhr, ProSieben; Tina Fey: "Bossypants", Verlag Rowohlt polaris, 283 S., 13,95 Euro