“De lütte Horrorladen“ am Ohnsorg-Theater ist ein Spaß quer durch die Generationen. Noch bis Juli zeigt das Theater die musikalische Show.

Hamburg. Eines ist mal klar: Weder zum Zahnarzt noch zum kleinen Blumenhöker um die Ecke wird man künftig so ganz ohne Nebenwirkungen gehen können. Entweder, weil man wegen durchgeknallter Mediziner oder fleischfressender Topfpflanzen um Leib und Leben fürchtet. Oder - wohl wahrscheinlicher - weil man gar nicht umhinkann, einen der zahlreichen Ohrwürmer fröhlich vor sich hin zu summen, mit denen man sich zwangsläufig im neuen Ohnsorg-Musical "De lütte Horrorladen" infiziert.

Denn die plattdeutsche Erstaufführung des bösen Bühnenklassikers, der ohnehin zu den Musicals mit der längsten Laufzeit der Branche zählt, hat in der Inszenierung von Anatol Preissler das Zeug zum echten Langzeitrenner.

Nicht Audrey II, sondern Ortrud Twee heißt das immer hungrige Gewächs in jener üblen Gegend, die hier von der "Skid Row" zur "Glitschbahn" wird. Der bebrillte Florist Simon schwärmt für seine Kollegin, die aber hat schon einen Freund: den fiesen Dentaldoktor Ortwin. Erst durch den blutrünstigen Appetit der singenden Grünpflanze Trudi ändern sich die Schicksale.

Menschlich gesehen: Ohnsorg-Horror

Und das Ohnsorg schmeißt seine Nebelmaschine an. Auf der bronxartigen Hinterhofbühne von Katrin Reimers zeigt das glänzend aufgelegte Ensemble viel Witz, große Gefühle und vor allem starke Stimmen. Nervenschwachen mag bei dem schaurigschönen Grusical "'n beten schwiemelig" zumute werden, die anderen werden einen Heidenspaß haben - und zwar quer durch alle Generationen.

Erkki Hopf als schüchterner Simon und Elisabeth Ebner als seine grundnaive Ortrud sorgen mit dem wunderbaren Duett "Nu hest du Simon" ("Suddenly Seymour") für die Romantik, Oskar Ketelhut gibt den lachgassüchtigen Dr. dent Skambraks, Horst Arenthold den verschlagenen Ladenbesitzer Muschnik.

Der eigentliche Knaller aber sind die drei mehr oder weniger üppigen Backgroundladys Tanja Bahmani, Sandra Keck und Silke Muriel Fischer, die mit ihren Amy-Winehouse-Gedächtnis-Haartürmen und ordentlich Schmackes in den Kehlen weit mehr hermachen als bloß Hintergrund. Sie sind - neben dem Puppenspieler, der in der Pflanze hockt - die gar nicht so heimlichen Stars der Show.

Mit einer plattdeutsch gerappten Version des Tic-Tac-Toe-Hits "Ich find dich Scheiße" ("Dat is doch Schietdreck") sorgen die drei für einen frühen Höhepunkt der Inszenierung.

Wen schert's da, dass Zahnarzt- und Floristenbesuche künftig nie mehr dieselben sein werden? Dann doch lieber gleich ins Theater!

"De Lütte Horrorladen" am Ohnsorg-Theater jedenfalls sollte man unbedingt gesehen haben.

"De lütte Horrorladen" Aufführungen noch bis zum 8.7., Ohnsorg-Theater (U/S Hauptbahnhof), Heidi-Kabel-Platz 1, Karten zu 14,- bis 28,- unter T. 350 80 32; weitere Infos im Internet unter www.ohnsorg.de

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