Offenbar können sich immer mehr Bundesländer Scholz als neuen Chef ihrer gemeinsamen Rundfunkkommission vorstellen.

Auf dem Senatsempfang am Donnerstagabend im Rathaus anlässlich des Mediendialogs war es das Gesprächsthema: Offenbar können sich immer mehr Bundesländer Bürgermeister Olaf Scholz als neuen Chef ihrer gemeinsamen Rundfunkkommission vorstellen. Bereits seit 1994 steht dem Gremium der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck vor. Es gilt allerdings als sicher, dass der inzwischen 63 Jahre alte Beck noch vor Ende der derzeitigen Legislaturperiode Anfang 2016 sein Amt als Ministerpräsident niederlegen wird. Dann müsste er allerdings auch die Leitung der Rundfunkkommission der Länder aufgeben. Spricht man den Bürgermeister auf die Spekulationen um seine Person an, sagt er, Beck leiste hervorragende Arbeit. Mehr wolle er zu diesem Thema nicht sagen.

Apropos Mediendialog. Neben dem Verhältnis von Inhalte-Anbietern und Plattformbetreibern sowie der aktuellen Urheberrechtsdebatte ging es auf dem Kongress im Emporio Tower am Freitag auch um den Streit zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Verlagen. Schon zu Beginn der Veranstaltung hatte der Kommunikationswissenschaftler Otfried Jarren von der Universität Zürich beide Seiten aufgefordert "Qualitätsmedienbündnisse" zu schließen. Von Kooperationen wieder zwischen dem NDR und der " Süddeutschen Zeitung" (SZ) werde man künftig häufiger hören. Von der Zusammenarbeit der beiden Häuser hatte Jarren selbst aber erst am Vorabend auf dem Senatsempfang erfahren. Dort hatte NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz den staunenden Zuhörern von der Kooperation berichtet, die sich auf investigative Recherchen erstreckt. Dass die Zusammenarbeit ein formelles Bündnis zweier Medienhäuser sei, hatte Cichowicz nicht gesagt - es wäre auch ein wenig geflunkert gewesen. Denn im Kern handelt es sich dabei um "das Modell John", wie "SZ"-Investigations-Chef Hans Leyendecker es nennt: Als am 1. Juli 2011 der Reporter John Goetz vom " Spiegel " zum NDR wechselte, wollte er auf Print-Artikel nicht verzichten. Er fragte den Sender, ob er auch für die "SZ" arbeiten dürfe. Der NDR hatte nichts dagegen. Seither bringen beide Häuser seine Storys, wobei sie, gewissermaßen als Nebeneffekt, auch erfahren, welche Themen das jeweils andere Haus gerade bearbeitet.

Das renommierte britische Nachrichtenmagazin " Economist " hat die Hamburger als attraktive Zielgruppe entdeckt. Am 1. Juni wird eine auf die Hansestadt beschränkte Werbekampagne starten, die bis Ende des Monats laufen soll. Es wird an zentralen Punkten der Stadt etwa in der Wandelhalle des Hauptbahnhofs, am Dammtor, am Jungfernstieg und an den Landungsbrücken mit großen Plakaten und Citylights geworben. Gutscheine für zeitlich begrenzte Abos sollen verteilt werden. Parallel dazu läuft eine auf Hamburg ausgerichtete Online-Kampagne. Und für das Monatsende ist eine große Party geplant.

Bei Spiegel TV tut man sich schwer, einen neuen Betriebsrat zu finden. Weil in zwei Wochen kein gültiger Wahlvorschlag einging, musste die Einreichungsfrist um eine Woche verlängert werden. Sie lief am Freitag um 18 Uhr ab. Ob sich nun Kandidaten gefunden haben, ist unbekannt. Wegen der letzten Entlassungswelle bei Spiegel TV hatte der alte Betriebsrat mehr als nur gut zu tun.