Chef des Pay-TV-Anbieters hat Sky ordentlich aufgemöbelt. Nun will er mit Qualitätsserien auch um das Interesse von Familien werben.

Hamburg. Viel Schlaf hat er vergangene Nacht nicht bekommen. Die Party anlässlich des Starts seines neuen TV-Kanals Sky Atlantic HD in Schuppen 52 im Freihafen mit über 500 mehr oder minder prominenten Gästen dauerte lange. Sehr lange. Und deshalb ordert Brian Sullivan, Chef des Pay-TV-Anbieters Sky, im Frühstücksraum des Hotels Atlantic erst einmal einen doppelten Espresso.

Aber Sky Atlantic HD ist ja nicht irgendein Kanal sondern "ein großes Teil in unserem Puzzle", sagt der TV-Manager. Da fällt das bisschen Schlaflosigkeit nicht weiter ins Gewicht. Vor allem Familien will Sullivan mit Sky Atlantic HD erreichen. Bisher steht der Pay-TV-Sender ja vor allem für Live-Fußball, den schauen vor allem Männer. Mit hochqualitativen Serien soll die Zielgruppe nun erweitert werden.

Das Programm des neuen Kanals kommt vor allem vom amerikanischen Premiumsender HBO, der für Serien wie "Game of Thrones", "Six Feet Under" oder "Die Sopranos" verantwortlich zeichnet. Aber es gibt auch andere Zulieferer: Sullivan, der selbst Amerikaner ist, erwähnt die Serie "Dexter" vom HBO-Wettbewerber Showtime und die amerikanisch-englische Koproduktion "Camelot". Mittelfristig, der Sky-Chef nennt einen Zeitraum von "ein bis drei Jahren" könnte Sky Atlantic HD zusammen mit Partnern auch deutsche Programme produzieren.

Und dann ist da ja noch Harald Schmidt, dessen Late Night Show künftig ebenfalls bei Sky Atlantic HD läuft. "Wir haben Harald auch deshalb gebeten zu Sky zu kommen, weil wir als deutscher Sender einen deutschen Star als Galionsfigur haben wollen", sagt Sullivan. Die Galionsfigur ist voraussichtlich am 4. September erstmals bei ihrem neuen Sender zu sehen. Ursprünglich gab es Überlegungen, Schmidt mit Beginn der neuen Bundesligasaison im August auf Sendung gehen zu lassen. In der Dienstagsausgabe seiner Show wird er sich künftig intensiv mit Fußball beschäftigen. Doch dann nahm man von diesen Plänen Abstand, weil im August in vielen Bundesländern noch Sommerferien sind.

Schmidt wird übrigens nicht nur dienstags bis donnerstags um 23.15 Uhr auf Sky Atlantic HD zu sehen sein, sondern schon eine Stunde vorher auf dem Kanal Sky Hits. Mit dem ganz speziellen Verbreitungsproblem, mit dem sich Sky Atlantic HD derzeit herumschlägt, hat die Doppelprogrammierung laut Sullivan aber nichts zu tun. Die 8,7 Millionen Haushalte, die der größte deutsche Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland versorgt, bekommen von Sky Atlantic HD nämlich nichts zu sehen. "Ich bin zuversichtlich, dass eher früher als später Sky Atlantic HD auch bei Kabel Deutschland zu empfangen sein wird", sagt der Senderchef. Bisher hat man sich offenbar noch nicht auf den Preis für die Verbreitung des Kanals geeinigt.

Sullivan hat aber schon ganz andere Probleme gelöst. Er sicherte etwa seinem Sender die Übertragungsrechte an der Fußball-Bundesliga für fünf weitere Jahre. Der Preis hat sich zwar nahezu verdoppelt - auf 485,7 Millionen Euro pro Saison. Aber dafür hat Sky nun auch mehr Rechte als zuvor, etwa für das Internetfernsehen IPTV. Und zudem gab es wohl kaum eine Alternative: "Fußball ist unser Kerngeschäft", sagt Sullivan. "Alle unsere Mitarbeiter haben die Bundesliga in ihrer DNA."

Trotz des hohen Preises soll der seit Sendestart 1991 chronisch defizitäre Sender ab 2013 dauerhaft schwarze Zahlen schreiben. Die Verluste hat Sullivan in seiner zweijährigen Amtszeit deutlich reduziert und die Zahl der Abonnenten auf 3,1 Millionen gesteigert. Was sind seine nächsten Herausforderungen? "Demnächst mal wieder etwas mehr Schlaf", sagt sein Pressesprecher trocken, bevor der Senderchef antworten kann.