Herrlich skurril und liebevoll: die Komödie “Moonrise Kingdom“ von Wes Anderson vereint Bruce Willis, Edward Norton und Bill Murray.

Im Sommercamp der Pfadfinder herrscht Alarmstimmung. Der junge Sam (Jared Gilman) ist getürmt und hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er schreibt, fortan kein Pfadfinder mehr sein zu wollen. Der Oberpfadfinder (Edward Norton) ist aus dem Häuschen und alarmiert den Sheriff (Bruce Willis), einen sentimentalen Kerl. Die Aufregung steigt, als Mr. und Mrs. Bishop (Bill Murray, Frances McDormand) feststellen, dass ihre zwölf Jahre alte Tochter Suzy (Kara Hayward) mit dem gleichaltrigen Sam durchgebrannt ist. Eine fieberhafte Suche beginnt.

Der Eifer der Mitpfadfinder hält sich in Grenzen, denn Sam ist unbeliebt. Die Erwachsenen informieren seine Eltern und erfahren bei der Gelegenheit, dass Sam ein Waisenkind ist. Seine Pflegeeltern wollen ihn nicht mehr zurückhaben. Pflichtbewusst schaltet der Sheriff das Sozialamt ein, das mit Heimeinweisung und Elektroschocktherapie droht. Und dann werden Sam und Suzy in einer idyllischen Bucht entdeckt. Beide sind schwer ineinander verliebt und gegen die Kritik der Erwachsenen deshalb auch ziemlich immun.

"Moonrise Kingdom" spielt auf einer kleinen Insel vor der Küste Neuenglands im Jahr 1965. Das Jahr ist eigentlich nicht so wichtig, spiegelt sich aber in dem von Grün-, Blau- und Beigetönen dominierten Look des Films, für den sich Regisseur Wes Anderson durch die Bilder des amerikanischen Kitsch-Malers Norman Rockwell inspirieren ließ. Die Gestaltungswut reicht bis zu den Details und Requisiten wie dem batteriebetriebenen Plattenspieler, auf dem Suzy am liebsten Françoise Hardys "Le temps de l'amour" hört.

Anderson, der zusammen mit Roman Coppola wie schon bei "Darjeeling Limited" auch das Drehbuch geschrieben hat, nimmt die Zuschauer wieder mit in seine skurrile Welt, in der fast alle Charaktere ebenso linkisch wie liebevoll agieren. Andersons Humor ist schräg und geht hier manchmal schon in Richtung Dada. Das genießt das Starensemble sichtbar und scheint sich nicht daran zu stören, dass die Hauptrollen von zwei jungen Newcomern gespielt werden, die ihre Sache ausgesprochen gut machen. In Andersons Filmen können in jedem Moment die unwahrscheinlichsten Dinge geschehen, ohne dass man je eine Erklärung dafür bekommt. Etwa wenn Bill Murray mit nacktem Oberkörper, in hässlichen karierten Hosen und mit einer Axt über der Schulter durchs Bild läuft und sagt: "Ich suche mir einen Baum, den ich umhacken kann."

1998 hat Wes Anderson mit "Rushmore" zum ersten Mal ein größeres Publikum erreicht. "Moonrise Kingdom" hat vor wenigen Tagen das Festival in Cannes eröffnet. Eine erfreuliche Entwicklung für einen sehr originellen Filmemacher.

Bewertung: empfehlenswert

"Moonrise Kingdom" USA 2012, 98 Min., ab 12 J., R: Wes Anderson, D: Bruce Willis, Edward Norton, Bill Murray, täglich im Abaton (OmU), Holi, Passage; www.moonrisekingdom.de