Egal, an welcher Ecke man ihn rauslässt: Niels Frevert überzeugt vielleicht nicht in “Zürich“, aber mit fabelhaften Streichern auf Kampnagel.

Hamburg. Die hoppelnden Hasen im Elbpark wären einem vielleicht gar nicht aufgefallen, käme man nicht vom Konzert des großen Hamburger Liederschreibers Niels Frevert. Der singt auf seinem aktuellen Album "Zettel auf dem Boden" von Eichhörnchen , die beim Spaziergang durchs Gehege seine Wege kreuzen. Vier Stück sollen es sein, eines Tages sind sie gleichzeitig da.

Niels Frevert ist der romantische Flaneur unter den deutschen Popmusikern, seine Alltagsbeobachtungen sind zarte Feiern des Beiläufigen. Frevert macht Musik für unaufgeregte und feinfühlige Menschen. Niels Frevert macht Musik für Schwangere, denkt man, als ein kleines Häschen im Geäst verschwindet: die Nachhut. Auf Kampnagel waren mindestens fünf Schwangere im Publikum.

Frevert trat nicht nur mit seiner Band, sondern zusätzlich auch mit Streichern auf. Zuletzt hat er in Hamburg ein solches Konzert im Breitwandformat vor drei Jahren im St.-Pauli-Theater gegeben. Die letzten beiden Alben des im Schanzenviertel aufgewachsenen Musikers, "Du kannst mich an der Ecke rauslassen" und "Zettel auf dem Boden", sind ja äußerst besinnliche, aber auch verspielte Angelegenheiten, deren Schönklang noch mehr auf die sehr schönen Streicherpassagen als auf Freverts zurückhaltendes akustisches Gitarrenspiel zurückzuführen ist.

Frevert ist nichts weniger als ein Poet: "Ich würd' Dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn's nicht meine ist", das ist ein Satz, der nicht nur leider geil, sondern tatsächlich anschlussfähig ist, was den persönlichen Sprachgebrauch angeht. Aber was haben jetzt hoppelnde Hasen in der Hamburger Neustadt mit schwangeren Frauen in Barmbek zu tun? Nichts. Und was hat ein Bademantel mit Alfred-J.-Kwak-Aufdruck mit Niels Freverts Songs zu tun? Beinahe auch nichts.

Aber eben halt nur beinahe. Der Comic-Held Kwak ist eine Schöpfung des Musikerkollegen Herman van Veen, und dessen Song "Bis jemand mich hört" hat Frevert nachgespielt. Die Post nach Holland - mit der Frevert-CD - retournierte van Veen mit einem Bademantel. Skurril, gell? So herrlich quatschig und anekdotisch wie Freverts missratener Konzertausflug, wie er ihn im Song "Zürich" nacherzählt: "Das hier ist kein Klub, sondern ein Restaurant."

Konzerte können mächtig in die Hose gehen. Frevert auf Kampnagel war spitze.