Der ZDF-Film “Schmidt & Schwarz“ mit Harfouch und Gwisdek ist mal bitter-traurig, mal skurril-komisch, mal gesellschaftskritisch.

Wenn schon im Presseheft von "kauzigen Ermittlern" (gibt es im Fernsehen auch andere?) und einer Mordserie im - Klischee-Alarm - "pulsierenden Berlin" die Rede ist, sollte man als Zuschauer auf der Hut sein. Und tatsächlich: Die ersten 20 Minuten des ZDF-"Fernsehfilms der Woche", dessen Titel "Schmidt & Schwarz" sensationell nichtssagend ist, sind hart. Also, wirklich hart. Bemühte Dialogzeilen ("Sie antworten wohl nur in Gegenwart Ihres Anwalts" oder "Wenn Sie irgendeinem Menschen erzählen, dass ich erpressbar bin, mach ich Sie nicht nur platt, sondern auch rund" sind so Beispiele), eine eigentlich enorm taffe Hauptkommissarin, die (niedlich!) ihre Autotür nicht aufkriegt und eine peinliche "9 ½ Wochen"-Anleihe mit Wassermelone, während der man sich fragt, ob das jetzt wirklich ernst gemeint ist.

Ist es eher nicht. Also, nicht immer. Weshalb man diese 20 Minuten durchstehen muss. Nicht abschalten. Nicht zappen. Sich vorerst an die fabelhafte Corinna Harfouch halten. Dann erschließt sich, nach und nach, warum dieser Film (neben der Tatsache, dass die Frau des Hauptdarstellers die Drehbuchschreiberin ist) eine so tolle Besetzung hat - und es entwickelt sich ein bisweilen fast schon anarchischer Spaß.

Gabriela Gwisdek hat ihrem Mann Michael Gwisdek und dessen Ex-Frau Corinna Harfouch ein Drehbuch auf den jeweiligen Leib geschrieben. Hauptkommissarin Schwarz (Harfouch) ermittelt in einer Mordserie an Pädophilen, ein Jahr, nachdem ein kleines Mädchen missbraucht und ermordet wurde, ohne dass man den Täter gefasst hat. Paul Schmidt (Gwisdek), ihr kettenrauchender Vorgänger, ermittelt ebenfalls, auf eigene Faust. Der alternde Macho Schmidt ("Mit d-t wie Damentoilette") wird von seinen früheren Kollegen vergöttert, die so schnittige wie ehrgeizige Schwarz wird gemobbt. Das ist der Grundkonflikt, auf dem Gabriela Gwisdek eine Art Kriminalkomödie mit ernstem Unterton entwirft, über deren Entstehen selbst ihr Mann sagt: "Gabriela fand es scheiße, und ich fand es scheiße. Das war der Beginn einer wunderbar produktiven Zusammenarbeit."

"Kantiger" hätten sich das Ergebnis beide gewünscht, gibt Gwisdek zu, so ist es nun ein Film geworden, dessen Manko am Ende vielleicht sein größter Vorteil ist: Er passt in keine Schublade. "Schmidt & Schwarz" ist unentschieden, er ist keinem Genre zuzuordnen; kaum traut er sich, skurril-komisch zu sein, ist er auch schon wieder bittertraurig oder brachial gesellschaftskritisch. Das verwirrt in schlechten Momenten, der saloppe Umgang mit dem Thema verstört immer wieder.

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Die guten Momente hingegen sind durchaus amüsant, etwa wenn Gwisdek seine Weltanschauung in drei Sätze packt ("Ich hab was gegen Frauen. Also nicht generell natürlich. Aber es gibt Dinge, die werden Frauen nie so gut können wie Männer.") oder mit verrutschtem Schnurrbart und übel auffälliger Perücke undercover ermittelt. "So was finde ich komisch", stellt Kommissar Schmidt lakonisch fest, während er sich seinen falschen Bart anklebt.

Die vielleicht lustigste Szene ist wohl die, in der eine betrunkene Hauptkommissarin Schwarz ihren verkleideten Vorgänger Schmidt aus dem Keller eines Singletreffs befreit, wo ihn der Dosenfisch mümmelnde Hausherr und Zuhälter (Alexander Beyer) in Handschellen gelegt hat. Die Handschellen werden später an einer Tankstelle mit Bolzenschneider gelöst - auch einer dieser schön skurrilen Momente übrigens, die eben deshalb so sehenswert und gelungen sind, weil die Schauspieler auch in den kleinsten Nebenrollen so hervorragend sind.

"Wenn man die Arroganz besitzt, einen außergewöhnlichen Film machen zu wollen, braucht man dazu die richtigen Leute", sagt Michael Gwisdek. Das ist schön gesagt. Denn auch wenn der eine oder andere Fernsehzuschauer am Ende für sich entscheiden wird, diesen Film für nicht gelungen zu halten - dass er auf gewöhnliche Weise nicht gelungen wäre, kann man kaum behaupten.

"Schmidt & Schwarz", Montag, 20.15 Uhr, ZDF