Oft hängt es von Marktforschern ab, ob ein neu entwickelter Titel überhaupt an den Kiosk kommt. Auch die “Zeit“ nutzt Marktforschung.

Längst ist die Marktforschung ein wichtiges Instrument für Chefredakteure, wenn sie herausfinden wollen, was beim Leser gut ankommt. Nicht selten hängt es vom Votum der Marktforscher ab, ob ein neu entwickelter Titel überhaupt an den Kiosk kommt. Auch bereits existierende Blätter lassen sich mitunter von der Marktforschung auf Herz und Nieren prüfen.

Was jedoch in den vergangenen Jahren bei der "Zeit" geschieht, ist eher ungewöhnlich. Dort wird jeden Montag ausnahmslos jede Titelseite der kommenden Ausgabe dem sogenannten "Zeit-Leserbarometer" vorgelegt, das vom Marktforschungsinstitut Ipsos entwickelt wurde. Dabei handelt es sich nach Angaben von "Zeit"-Marketingleiter Nils von der Kall um ein Panel von 2000 "Zeit"-Lesern. Die Hälfte von ihnen seien Abonnenten. Ihre Aufgabe ist es, online zu entscheiden, was auf den Titel der nächsten Ausgabe soll. Dazu werden ihnen mindestens zwei, häufig auch drei bis vier Titelentwürfe vorgelegt. Die Entscheidung des Panels sei "nicht ausschlaggebend für die Entscheidung der Chefredaktion, welche Titelseite tatsächlich gedruckt wird", sagt von der Kall. Redakteure berichten aber, dass ihnen gegenüber schon das eine oder andere Mal mit dem Leserbarometer argumentiert worden sei, wenn sie die Chefredaktion fragten, warum es ihr Stück nicht auf den Titel geschafft habe. Die Titelgestaltung gehört an sich zu den Aufgaben der Redaktion. Folglich sind nicht alle Redakteure vom Leserbarometer begeistert: "Das findet nicht jeder toll", sagt einer. Bei seiner Einführung "war bei manchen die Verwunderung groß", meint ein anderer.

Ob die Marktforscher von Ipsos stets die Leser bei der Hand haben, die man bei der "Zeit" gern als Probanden sieht, ist zudem zweifelhaft. Wer den Begriff "Leserbarometer" googelt, kann schon mal auf dem Schnäppchenjäger-Portal Geizkragen.de landen. Dort gibt es ein Forum, in dem recht munter über die Prämien dieses Marktforschungsinstruments diskutiert wird: Wer achtmal mitmacht, bekommt eine Uhr.

Volks.TV, das vom ehemaligen RTL- Chef Helmut Thoma entwickelte Mantelprogramm für insgesamt fünf Ballungsraumsender, darunter auch Hamburg 1, ist nach wie vor nicht am Start. Dabei hatte Thoma einen "Soft Launch" des Programms für Ende April angekündigt. Grund für die Verzögerung ist nach seinen Angaben die noch ausstehende "formale Erfüllung der bindenden Zusage eines amerikanischen Investors". Bei diesem Investor soll es sich nach Angaben aus Branchenkreisen um den amerikanischen Parfüm-Erben Ronald S. Lauder, den Sohn von Estée Lauder, handeln. Thoma mag das zwar nicht bestätigen, aber ein Engagement Lauders würde Sinn machen: Seine Central European Media Enterprises (CME) war bereits in den 90er-Jahren an Ballungsraumsendern in Berlin, Dresden, Leipzig und Nürnberg beteiligt. Derzeit engagiert sich die CME, deren Hauptgesellschafter mittlerweile der Medienkonzern Time Warner ist, ausschließlich in Osteuropa. Thoma, so heißt es, habe ursprünglich die CME an Bord holen wollen. Weil das nicht geklappt habe, was auch ein Grund für die Verzögerung sei, wolle er nun Lauder selbst als Investor gewinnen. Der 68 Jahre alte Amerikaner ist übrigens nicht nur in der Medienbranche zu Hause. Er ist Präsident des Jüdischen Weltkongresses, angesehener Kunstsammler und war US-Botschafter in Österreich.

Die Bemühungen um ein neues Konzept für den Studiengang Journalismus der Hamburg Media School (HMS) gehen in die heiße Phase. Wie berichtet, sollen an dem Institut statt angehender Journalisten künftig junge journalistische Führungskräfte ausgebildet werden, die bereits in Redaktionen arbeiten. Als Studiengangsleiter ist nun der renommierte Medienwissenschaftler Michael Haller vorgesehen, der bis zu seiner Emeritierung im September 2010 dem Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig vorstand. Den Prüfungsausschuss soll künftig Volker Lilienthal leiten, der an der Universität Hamburg die Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für Qualitätsjournalismus bekleidet. Beiden Personalien und dem neuen Konzept muss noch der Aufsichtsrat der HMS zustimmen, der Ende des Monats zusammenkommt.