Blues, Rock und Country: Jack White ist einer der wichtigsten Rockmusiker der Gegenwart. Jetzt hat er sein erstes Soloalbum veröffentlicht.

Hamburg. Schuld war RZA. Der Hip-Hop-Guru sollte eigentlich für Jack Whites Label Third Man ein paar Singles aufnehmen. Doch der als nicht sehr zuverlässig geltende Wu-Tang-Rapper sagte kurzfristig die Sessions in Nashville ab. Die von Jack White zusammengetrommelte Band aber hatte sich bereits versammelt und wartete darauf, die Instrumente einzustöpseln.

Kurzerhand zauberte White ein paar eigene Songs aus der Kiste und nahm an einem Tag gleich drei davon auf. Ein paar Wochen später lud er zu weiteren Sitzungen in sein Studio ein, und fertig war das erste Soloalbum des Mannes, der mit seinen Bands White Stripes, Raconteurs und Dead Weather zu einem der wichtigsten Rockmusiker der Gegenwart geworden ist.

Jack White hat sich seit seiner Zeit mit den White Stripes als Erneuerer des Blues verstanden. Die Songtexte auf "Blunderbuss", übersetzt "Donnerbüchse", nehmen typische Blues-Motive auf. In den ersten drei Songs der Platte ist es der von Frauen verletzte, verlassene und gequälte Mann. In "Missing Pieces" kühlt sie die blutende Nase zwar mit Eiswürfeln, doch als der Gebeutelte an sich heruntersieht, stellt er fest, dass ihm Arme und Beine fehlen. Man könnte annehmen, dass White mit diesen bösen Texten die Trennung von seiner Frau Karen Elson im vergangenen Sommer thematisiert habe, doch diese Überlegung weist er von sich: "Es wäre zu einfach, auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Ich schreibe nicht autobiografisch", sagt er. Im Übrigen singe das englische Supermodel bei drei Songs im Background-Chor mit.

Musikalisch bewegt sich Jack White im Spannungsfeld von Blues, Rock und Country. In einigen Songs wie "Hypocritical Kiss" und "Sixteen Saltines" erinnert sein Gesang an Robert Plant und Led Zeppelin, "Freedom At 21" enthält Elemente von Glam-Rock. Doch viele der 13 Nummern haben starke Country-Bezüge, nicht verwunderlich angesichts von Whites neuer Heimat im Country-&-Western-Mekka von Nashville. Die Pedal-Steel-Gitarre beim schwelgerischen Titelsong, die Mandoline bei "Hip (Eponymous) Poor Boy" und die zwei Fideln bei "Take Me With You When You Go" sind typisch für diesen Tennessee-Sound. Für den Musiker aus der Industriestadt Detroit ist das ländliche Nashville zum idealen Ort geworden. "Hier interessieren sich die Leute nicht so sehr für mich, weil Country im Mittelpunkt steht. Deshalb kann ich hier in Ruhe arbeiten", sagt er.

Bis auf eine Nummer stammen alle Songs von "Blunderbuss" aus der Feder des 36-Jährigen. Nur eine alte Bluesnummer hat er nicht selbst geschrieben. "I'm Shakin'" war Anfang der 60er-Jahre ein Hit für den schwarzen R&B-Sänger Little Willie John, dem Jack White auf dem Album seine Reverenz erweist.

Am 5. Juli kommt Jack White nach vielen Jahren endlich wieder nach Hamburg, wo er zuletzt 2003 mit den White Stripes aufgetreten ist. Allerdings entscheidet der umtriebige Produzent erst am Tag des Konzertes, mit wem er am Abend auf die Bühne des bereits ausverkauften Docks gehen wird.

Denn White ist zurzeit mit zwei Bands auf Tour, in einer spielen nur Frauen, in der anderen nur Männer. Seine Erklärung dafür ist einfach: "Ich finde es lustig, mit den Erwartungen des Publikums zu spielen. Ich möchte es überraschen."

Jack White: "Blunderbuss" Konzert: Di 5.7., Docks, Spielbudenplatz 19, das Konzert ist ausverkauft