Der Van sieht etwas heruntergekommen aus. Bei einem Gebrauchtwagenhändler würde man wohl keine 1000 Dollar mehr für diesen Plymouth Voyager bezahlen. Das Auto mit der hässlichen Holzverzierung an der Seite ist jahrelang der Tourbus der Black Keys gewesen. Hunderttausende von Meilen haben Pat Carney und Dan Auerbach in dem Vehikel zurückgelegt, von einem Rockschuppen zum nächsten, und so manches Mal haben sie in der praktischen Musiker-Karre übernachtet. Nun erweisen sie dem Plymouth Voyager eine späte Ehre, denn der Wagen ziert das Cover ihres siebten Studioalbums "El Camino", im Spanischen bedeutet das: "der Weg".

Spätestens seit ihrem Album "Brothers", das sich mehr als eine Million Mal verkaufte und für das sie drei Grammys gewannen, ist die Zeit auf der Straße vorbei. Statt vor 50 Leuten in einem New Yorker Klub spielen The Black Keys inzwischen im Madison Square Garden und füllen die 20 000 Zuschauer fassende Arena spielend. The Black Keys hat es mit Retro-Bluesrock der 60er- und 70er-Jahre zu einer der erfolgreichsten und angesagtesten Combos der Gegenwart geschafft. Nicht nur die Fan-Basis vergrößert sich ständig, auch die Kritiker loben das Duo aus Akron (Ohio) immer noch über den grünen Klee. Als "El Camino" in Großbritannien herauskam, war es in den drei wichtigsten Magazinen "Mojo", "Uncut" und "Q" jeweils Platte des Monats.

Die Popularität ist für das Duo jedoch insofern ein zweischneidiges Schwert, weil Carney und Auerbach nicht gerne auf Tournee gehen. Zwar müssen sie nicht mehr an jeder Milchkanne spielen wie früher, aber die Anfragen aus den USA und Europa häufen sich. Obwohl die Black Keys eigentlich in größeren Klubs am besten aufgehoben sind, zieht es sie in große Hallen. Dort können sie mehr Fans erreichen und die müssen sich dann ihrerseits auf den Weg machen.

In Deutschland zum Beispiel geben die Black Keys nur zwei Konzerte. Das am 28. Januar in der Berliner Arena Treptow angesetzte Konzert ist mit 7500 Zuschauern bereits ausverkauft, und auch in Hamburg werden einen Tag zuvor garantiert mehrere Tausend Anhänger der Black Keys in die Sporthalle kommen.

Vor allem Gitarrist Dan Auerbach verbringt seine Zeit am liebsten im eigenen Studio und nicht "on the road". Vor zwei Jahren haben die beiden Freunde aus Kindertagen ihre Heimatstadt in Ohio verlassen und sind nach Nashville gezogen. Die Stadt in Tennessee ist nicht nur das Mekka des Country & Western, hier lebt seit einiger Zeit auch der umtriebige Jack White (Ex-White-Stripes), auch immer mehr Rockmusiker kommen hierher, um ihre Alben aufzunehmen.

Die Zeiten, in denen die Black Keys ihren rauen Sound hinbekommen, indem sie ihre Songs auf einem Achtspurgerät aus den 80er-Jahren aufnehmen wie beim Album "Thickfreakness", sind auch lange vorbei. Das Duo klingt immer noch recht ungehobelt, hat sich auf "El Camino" stilistisch aber etwas entfernt von dem gnarzigen Bluesrock, mit dem es angefangen hat.

Auf dem aktuellen Album spielen Auerbach und Carney wie bei "Run Right Back" geraden Rock 'n' Roll, "Lonely Boy" erinnert mit seinem eingängigen Refrain an "Jeepster" von T. Rex, und auch der Stomp "Gold On The Ceiling" könnte von Marc Bolan stammen. Die Gradlinigkeit des Sounds, die ohne Verzierungen auskommt, bleibt auch auf "El Camino" eine der Stärken der Black Keys. Die Songs sind schlicht, ohne billig zu sein. The Black Keys sind auch nach einem Jahrzehnt auf der Szene eine geerdete Band. Ähnlich solide wie der Van auf dem "El Camino"-Cover. Luxusschlitten und Glamour überlassen sie anderen.

The Black Keys, Portugal. The Man Fr 27.1., 20.00, Sporthalle Hamburg (U Lattenkamp), Krochmannstraße 55, Karten zu 39,10 im Vorverkauf; www.theblackkeys.com