Hamburg. Sie bleiben draußen vor der Tür. Der Wächter verweigert den "unnützen Essern" den Eintritt in die Gesellschaft der Besitzenden und Mächtigen. Die von Franz Kafka inspirierte Szene eröffnet die interaktive Performance "Ein Dach für Kunst und Suppe" auf Kampnagel. Mitglieder der "Mission", des Vereins für Maßnahmen gegen die Kälte, sind die Akteure und Gastgeber des von Eva-Maria Martin inszenierten Theaterabends. Er wird zu einem Gemeinschaftserlebnis, das die Gründungsidee wieder beleben soll: das Essen und die Kunst zu verbinden.

Die "Missionare" tun, was sie jeden Tag machen: für Bedürftige kochen. Die Tische müssen die Gäste aber selber aufstellen. Und auch die Möhren schnippeln für die Suppe, während eine Sozialdebatte von Schauspielern und Missionaren angezettelt wird. Über die Aufgaben der Gesellschaft wird gestritten, über den Materialwert des Menschen geredet und die "soziale Plastik" von Joseph Beuys bemüht.

Stärker als die Textmontage - in der großen Halle oft schwer zu verstehen - wirken Bilder und Situation. Bietet Martin eine klare Form - einen Film über die "Mission", Musik, ein Lied oder ein Tableau - ergibt sich Konzentration und Stimmung. Während die Möhren köcheln, unterhalten die Publikumslieblinge Matthias Weber und Felix Krull mit Blues und Gesang. Als alle essen, umschließen Paravents mit Vorhängen die Tische. Ein Schutzraum entsteht, ein Heim auf Zeit. Als die "Missionare" Leonardos "Abendmahl" nachstellen, braucht es keine Worte.