Künstler demonstrierten vor der Experimentierbühne der Staatsoper

Hamburg. Um für sein Anliegen als Künstler zu protestieren, gibt es in ganz Hamburg wohl keinen undankbareren Ort als den Eingang zur Opera stabile. Dort, in einer Bühnengasse abseits des Gänsemarkts, versammelten sich gestern etwa zwei Dutzend Demonstranten, um die Experimentierbühne der Staatsoper symbolisch zu besetzen.

"Die Stabile den Freien" stand auf ihren Plakaten, unter den leicht irritierten Blicken von Bühnentechnikern studierten sie bei sommerlichem Nieselregen einen sarkastischen Sprechchor ein, den aber niemand aus der Führungsspitze des Staatstheaters leibhaftig hörte: "Glückwunsch, ihr habt es geschafft, die kleine Schwester ist ruiniert."

Der Vorwurf: Das Haus macht viel zu wenig auf und aus seiner Experimentierbühne, während freie Produktionen die Stadt händeringend nach Auftrittsmöglichkeiten absuchen und nicht zum Zug kommen. "Wir sind wie Schwimmer, und die Stabile ist ein Schwimmbad, in das wir nicht hineinkommen", wurde die Anklage formuliert, "wir sehen keinen Gestaltungswillen für dieses Haus." Frank Düwel, Dozent im Studiengang Musiktheater-Regie, sagte: "Ein Dialog mit uns findet nicht statt."

Der eine oder andere Gemeinte, darunter auch die leitende Dramaturgin Kerstin Schüssler-Bach, eilte dezent am Rand des Geschehens entlang, um nicht entdeckt und in persönliche Haftung genommen zu werden. Die Kulturbehörde kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen, die Staatsoper wollte sie gestern überhaupt nicht kommentieren. Die Performance endete mit dem Versuch einer Reanimation: Demonstranten in Arztkitteln bemühten sich, per Bügeleisen belebende Impulse in das für sie verschlossene Gebäude zu senden. Vergeblich.