Ein Kommentar von Joachim Mischke

Kann es in der selbsternannten Musikstadt Hamburg genügend Bühnen für zeitgenössisches Musiktheater der Freien Szene geben? Kann es nicht, und gibt es auch nicht, meinten die Demonstranten, die sich gestern für eine symbolische Besetzung vor der Opera stabile trafen.

An ihrer Argumentation ist einiges dran: Ihre Situation als Nischenbespieler ist schwierig, aber eminent wichtig; die Kulturpolitik könnte mit wenig Geld vieles ermöglichen, tut es aber nicht. Kampnagel und Opernloft profilieren und verplanen ihre Räume anders, während die Experimentierbühne der Staatsoper von einem so regelmäßigen Angebot wie im Großen Haus Welten entfernt ist.

Doch wo soll es auch herkommen? Das Staatstheater ist - auf seinem subventionierten Niveau - arg klamm, wenn auch noch nicht so wie die sich ausbeutenden Freischaffenden. Dann und wann führt die hauseigene Opera piccola in der Stabile Kinderopern auf, es gibt Kammeroper-Produktionen, Workshops, Einführungen, Plauderabende mit Künstlern. Und heute ein "After work"-Konzert mit Werken eines zeitgenössischen Komponisten aus Österreich: Udo Jürgen Bockelmann aus Klagenfurt. Künstlername: Udo Jürgens. Das ist bestimmt schön. Nur leider zu wenig für ein so ehrenwertes Haus und zu wenig für die Kulturmetropole Hamburg. Ändern kann dies nur eine Kulturpolitik, die das kreative Fundament genauso ernst nimmt und fördert wie die Exzellenz.