Die schwedische Folkpop-Sängerin Sophie Zelmani stellt die Songs ihres neuen Albums “Soul“ heute in der Fabrik in Hamburg vor.

Fabrik. Sophie Zelmani gilt als Königin des verschatteten Folk. Meist existieren nur Schwarz-Weiß-Fotografien von ihr, von denen sie nachdenklich herabblickt. Und genauso klingen auch ihre Lieder. Minimalistisch instrumentiert, mit zerbrechlicher Stimme hingehaucht. Zuletzt hat sie allerdings neue Wege eingeschlagen. Auf ihrem zehnten Album, "Soul", das die Sängerin und Gitarristin heute in der Fabrik vorstellt, klingen die Arrangements fülliger, jazziger und manchmal sogar ein wenig leichtfüßiger.

Obwohl die 40 Jahre alte Sängerin aus Stockholm stammt, gleicht sie einer Antithese zur fröhlichen blonden Schwedin. Sprichwörtlich wurden über die Jahre ihre Zurückgezogenheit mit Mann und Tochter auf einer schwedischen Insel vor Stockholm, die wenigen in Interviews geäußerten Worte und raren Konzerte. Eine Reisephobie.

Damit wirkt sie seltsam deplatziert in einem Business, das sich am liebsten in Oberflächen verliebt. Zelmani ist jemand, der eindeutig den Norwegerpulli einem Glitzerfummel vorziehen würde. Obwohl sie als äußerst scheu gilt, hat sie sich über die Jahre eine stabile Fangemeinde erspielt, die die Magie ihrer Konzerte genießt.

Meist verbirgt sie sich auf dunkler Bühne. Kaum gestreift vom Licht weniger Kerzen, schafft sie damit Augenblicke von großer Kontemplation. In dieses gespannte Dunkel hinein schallen ihre mit wattierter Stimme gesungenen Lieder manchmal hart an der Wahrnehmungsgrenze. Die Melodien durchzogen von den silbrigen Fäden der Sehnsucht, spinnen sich über nachtblauen Tonclustern. Das alles klingt eher hingehaucht, skizzenhaft, in der Regel spärlich von einem verhaltenen Schlagzeug oder einer hier und da zuckenden Gitarre durchzogen. Gleichzeitig verströmen ihre Lieder eine Warmherzigkeit und etwas angenehm Ungekünsteltes. Fast alle handeln von der Liebe, mit einer Innerlichkeit, die unsere das Pompöse schätzenden Zeiten aufs Wundervollste konterkariert.

Damit erreicht Sophie Zelmani das vielleicht Größte, das Musik hervorbringen kann. Eine Reise in fremde Welten. Dorthin, wo sich Elche und Feen in totaler Abgeschiedenheit gute Nacht sagen. Wo der Tau von riesigen Birkenwäldern auf den Boden tropft. Und wo niemand seine Haustür abschließt.

Die Anfänge dessen, was man nun wohl eine Karriere nennen muss, waren erwartungsgemäß holprig. Die junge Sophie Zelmani fühlte sich zu gar nichts berufen, hatte zu nichts Lust, außer Songs zu schreiben, aufzunehmen und an Plattenfirmen zu versenden. "Deine Songs sind so langweilig, die kannst du niemandem zumuten", riet ihr damaliger Freund ab. Sony-Produzent Lars Halapi gefielen sie auf Anhieb. Für ihr Debütalbum "Sophie Zelmani" trug die Musikerin eine Goldene Schallplatte und einen schwedischen Grammy nach Hause. Der Gitarrist und Produzent Halapi ist bis heute ein wichtiger musikalischer Weggefährte.

Wenn manche Journalisten schon unkten, sie spiele immer wieder die gleiche Platte ein, nur besser, so gilt das nicht für die neuen Töne auf "Soul". Die sanften Frauenstimmen im Hintergrund von "If You're Still A Dreamer" erinnern an Leonard Cohen zu seinen besten Zeiten. Die launigen Folk-Gitarrenriffs in "Story Of Us" verströmen einen Optimismus, der bei ihr selten zu finden war. Und wenn sie in dem munter marschierenden "Free Now" zu einem Gegenüber sagt: "Du bist nun frei, bewahre es dir", klingt es fast ein wenig, als würde sie das zu sich selbst sagen.

Sophie Zelmani heute, 21.00, Fabrik (S Altona, Bus 2), Barnerstraße 36, Karten: 30,-; Internet: www.sophie-zelmani.com