Die Achte Sinfonie von Gustav Mahler mit 500 Mitwirkenden setzte ein gigantisches Ausrufezeichen hinter das Mahler-Jubiläumsjahr.

Hamburg. Als Gustav Mahler an allen praktischen Maßstäben vorbei seine Achte Sinfonie schrieb, war ihm klar, dass seine Musik auch die Überwältigung als Treibmittel braucht. Zum 100. Todestag brachte das NDR-Sinfonieorchester, verstärkt um Ensembles aus Prag, am Freitag vor 9500 Zuhörern eine Aufführung des Mammut-Werks in die 02-World, um das überschaubar strahlende Hamburger Mahler-Jubiläumsjahr wenigstens mit einem gigantischen Finale zu versehen.

Doch da im Vorfeld das Circensische bei der "Sinfonie der Tausend" so reißerisch beworben wurde, drängte sich die stets im Subtext lauernde Frage auf: Auf welcher Fallhöhe würde diese Aufführung, dem Gesetz seiner eigenen Regeln folgend, wohl scheitern? Nur klanglich, wie in der akustisch heiklen Halle kaum anders zu erwarten - oder auch interpretatorisch?

Zumindest Letzteres konnte der Mahler-Routinier Christoph Eschenbach als Orientierungspunkt für die rund 500 Mitwirkenden mit gewohnt sicherer Hand für Großformate verhindern. Er präsentierte - soweit sich das Breitwand-Ergebnis beurteilen ließ - das Stück gut gearbeitet und ohne unschöne Dehnungsstreifen aus Rücksicht auf die Effektwirkung. Die Chormassen fielen nicht auseinander, unter den Solisten, die in die Tiefe des Klangraums dazugemischt wurden, schwächelte einzig Tenor Nicolai Schukoff.

Unfreiwillig kurios war der Moment, als die Fern-Sopranistin im zweiten Teil dank der zentralistischen Tonregie so mittig zu hören war, als stünde sie neben dem Dirigentenpult. So hatte Mahler sich das nicht gedacht. Und fragwürdig waren die Beweggründe, die Geduld durch die Uraufführung von Nathaniel Stookeys "Mahl/er/werk" zunächst auf eine gut 20-minütige Probe zu stellen, um so womöglich insgeheim hinter die akustischen Tücken einer voll besetzten Arena zu kommen. Stookey hatte Mahler-Motive zu einer Collage püriert, an der sich das Jugendorchester "The Young ClassX", verstärkt um NDR-Profis, versuchen durfte. Pädagogisch wertvoll war die Fleißarbeit schon, mehr aber auch nicht. Erst recht nicht in diesem Umfeld.