Er hat mal wieder am Meer gesessen. Dort im Urlaub ereilte Andreas Dresen die gute Nachricht aus Frankreich: Er solle schnell zurückkommen nach Cannes, er habe für sein Drama "Halt auf freier Strecke" um einen krebskranken Familienvater einen Preis gewonnen. Er hatte nicht damit gerechnet. Der Filmemacher ("Sommer vorm Balkon") ist unglamourös und meilenweit von skandalträchtigen Selbstinszenierungen entfernt.

Dresen, 47, Sohn eines Regisseurs und einer Schauspielerin, war vor drei Jahren "geschockt", als er erstmals beim Filmfest an der Cote d'Azur war. Es war ihm dort zu grell, "zu marktschreierisch". Aber "Wolke 9", sein Film über Sex im Alter, gewann damals einen Preis. Jetzt durfte Dresen, der rote Teppiche "affig" findet, sich dort wieder feiern lassen. Zu solchen Gelegenheiten nimmt der Biertrinker auch mal ein Glas Champagner - Hauptsache, es perlt.

In seinem Film "Whisky mit Wodka" sitzen zwei Menschen zusammen und blicken aufs Meer. Dahin will jetzt auch Dresen zurück, denn für den in Schwerin aufgewachsenen Film- und Theaterregisseur war der Strand immer ein guter Ort: "Man denkt dort daran, dass man ganz anders leben könnte. Man kann auf den Horizont blicken, eine Linie, die einem im Alltag oft verstellt ist." Wer es schafft, diesen Horizont wieder sichtbar zu machen, hat solche Preise verdient.