"Man wartet auf ein Flugzeug, das es nicht mehr gibt, das ist ..." Einer der Sätze von Moritz Rinke, 43, mit denen er seine Eindrücke vom 11. September 2001 beschreibt, bleibt unvollendet. An diesem Sonntag ist der Berliner Dramatiker und Autor neben Bürgermeister Olaf Scholz und Susanne Koelbl vom "Spiegel" Gast bei der Diskussion "Nine Eleven in Hamburg - zehn Jahre danach" im Thalia. Denn Rinke war auf dem Flughafen von Los Angeles, als sich die Maschine aus Boston, die ihn von L.A. nach Washington fliegen sollte, in einen der New Yorker Türme bohrte.

Rinkes Stück "Der Mann, der noch keiner Frau Blöße entdeckte" hatte am 9. September 2001 am Odyssey Theatre in Hollywood Premiere gehabt. Im Original verschwindet der Berliner Funkturm; um es für das US-Publikum anzupassen, hieß es an einer Textstelle "Das World Trade Center ist weg." Einen Wink des Schicksals will Rinke darin nicht erkennen. Die Erkenntnis, einer historischen Katastrophe eigentümlich nah gewesen zu sein, hatte der aus Worpswede stammende Autor ohnehin erst Monate später, als er beim Sichten der Unterlagen für die Steuer merkte, welcher Flug da gestrichen worden war.

Geblieben ist die Erinnerung ans eigene Misstrauen. Dass er sich auf dem Rückflug ständig dabei ertappt hatte, Fremde mit skeptisch-ängstlichen Blicken zu mustern. "Das hat mich geprägt." Dieser Satz hat ein Ende. Und seine Spuren hinterlassen.