Drei Studenten der Hamburg Media School sind mit ihrem in Indien gedrehten Kurzfilm “Raju“ für den Studenten-Oscar nominiert

Hamburg. Auf den ersten Blick haben Max Zähle, Stefan Gieren und Sin Huh wenig mit Steven Spielberg, Jerry Bruckheimer oder Conrad Hall gemeinsam. Die drei Letzteren - ein Regisseur, ein Produzent und ein Kameramann - haben diverse Oscar-gekrönte Filme hervorgebracht. Aber in diesem Punkt könnten die drei Studenten der Hamburg Media School - ein Regisseur, ein Produzent und ein Kameramann - bald aufschließen. Mit ihrem Abschlussfilm "Raju" sind die drei Absolventen für den Studenten-Oscar nominiert.

Der Student Academy Award ist die kleine Schwester des Oscar und wird ebenfalls jährlich von der Academy of Motion Pictures Art and Sciences in Los Angeles verliehen.

"Raju" ist wie ein Platzregen - kurz und heftig. Eine bewegende Geschichte über den Kinderhandel in der indischen Metropole Kalkutta, erzählt in 23 Minuten. Das deutsche Ehepaar Jan und Sarah, gespielt von Wotan Wilke Möhring und Julia Richter, möchte ein Kind adoptieren und ist nach Indien gereist. Deutsche Behörden haben ihnen ein Waisenhaus vor Ort empfohlen. Als sie eintreffen, wird ihnen ein niedlicher Junge, Raju, mit schwarzen Knopfaugen präsentiert. Die ersehnte Familienidylle ist nah. Natürlich kommt es anders. Raju wurde aus seiner Familie entführt, um an ein wohlhabendes westliches Ehepaar verkauft zu werden.

"Wir wollten ein relevantes Thema beleuchten" sagt Regisseur Max Zähle, 33. Insgesamt hat er ein Vierteljahr mit seinen Kommilitonen in Kalkutta verbracht, um "Raju" zu drehen.

Die Idee zur Geschichte kam Zähle im vergangenen Winter nach dem Erdbeben auf Haiti. Kurz nach dem Beben schwappte eine Welle von Auslandsadoptionen über die zerstörten Städte - nicht immer legal. "Dieses vermeintliche Gutmenschentum, mit dem die Kinder aus dem Land geholt wurden - das hat mich interessiert." Obwohl der Film Fiktion ist, mutet er in Teilen wie eine Dokumentation an, denn das gezeigte Szenario ist realistisch.

Wie relevant das Thema Kinderhandel in Indien ist, erfuhren die Studenten am eigenen Leib. Zwei Journalisten der "Times of India" begleiteten sie während der Dreharbeiten und recherchierten danach weiter. Das Ergebnis war eine Reportage, so erdrückend, dass Kinderheime geschlossen wurden und Politiker vor dem Rücktritt standen. Ein nachhaltiges Projekt und ein beeindruckendes Ergebnis für einen Low-Budget-Studenten-Film.

"Mehr als einmal dachten wir: Was machen wir da eigentlich?", sagt Max Zähle. Während der Arbeit in Indien bekamen die Studenten Angst vor der eigenen Courage: Störrische Behörden, Zeitdruck, ein kleines Budget erschwerten die Arbeit. Hinzu kamen Herausforderungen im fremden Kulturkreis: filmbegeisterte Inder etwa, die sich um das Team scharrten und den Dreh zum Public Viewing machten. "Die Inder können Kameras riechen", so Kameramann Sin Huh, 31, "also mussten wir uns Ablenkungsmanöver einfallen lassen." Ein Teammitglied lief mit einer ausgeschalteten Kamera durch die Straße, die Masse folgte ihm ...

Ob die Mühe vergoldet wird, stellt sich am 20. Mai heraus. Zudem wird der Film am 30. Mai im Abaton gezeigt und ab 30. Juni beim Rathaus Open Air. Dann im geordneten Public Viewing.