“Aida“ überzeugte mit einer eindrucksvollen Inszenierung, im Schauspielhaus gab John Malkovich einen Serienkiller.

Hamburg. 2006 hatte der flämische Regisseur Guy Joosten in Hamburg Puccinis "La Bohème" in ein kühles Hartz-IV-Ambiente gepackt. Verdis "Aida" stellte er am Sonntag als Suche nach dem privaten Glück inmitten einer theokratischen Gewaltherrschaft dar. Immer wieder konterkariert er die reale Handlung, die durch das Bühnenbild (Johannes Leiacker) und die Kostüme (Jorge Jara) ägyptenfrei ins Hier und Jetzt verlegt wird: Traumszenen spinnen die Hoffnungen oder Ängste der Protagonisten weiter.

In der eindrucksvollen Inszenierung überzeugten alle sechs Solisten: Latonia Moore als Aida, Franco Farina als Radames, Laura Brioli als Amneris, Wilhelm Schwinghammer als Pharao, Diogenes Randes als Oberpriester und Andrzej Dobber als Amonasro. Carlo Montanaro leitete die Philharmoniker mit schlankem Schwung und ohne großes Pathos. Das Premierenpublikum ließ sich verzaubern. Einzelne Buh-Rufe wirkten schlicht kindisch.

Im Schauspielhaus war, ebenfalls am Sonntag, John Malkovich Gast der Elbphilharmonie . Gleich in zwei Vorstellungen spielte er in "The Infernal Comedy" von Michael Sturminger den österreichischen Serienmörder Jack Unterweger. Die vom Publikum im beide Male ausverkauften Haus bejubelte und mit Bravo-Rufen bedachte Performance ergänzt die posthume Selbstreflexion des Killers durch Arien zwischen Barock und Klassik, begleitet von der Wiener Akademie unter Martin Haselböck. Eine ausführliche Kritik lesen Sie morgen.