Ulrich Deppendorf redet nur ungern über den “Tagesschau-Blog“. Er ist gegen das Bloggen von Chefredakteuren.

Hamburg. Spricht man mit dem Chef des ARD-Hauptstadtstudios Ulrich Deppendorf über sein Wortgefecht mit Kai Gniffke , dem Chefredakteur von ARD aktuell ("Tagesschau", "Tagesthemen"), im "Tagesschau"-Blog, merkt man schnell, dass er darüber nur ungern redet. Doch dann bricht es aus ihm heraus: "Ich bin dagegen, dass Chefredakteure bloggen, um ihre eigene Befindlichkeit darzustellen."

Gniffke hatte in dem Blog befunden, man hätte "jedes" Thema der "Tagesschau"-Ausgabe vom Dienstag "auch lassen können". "Das hätten Sie uns ja auch schon etwas früher mitteilen können", giftete Deppendorf einen Tag später zurück. "Dann hätten die Kollegen und Kolleginnen aus dem Hauptstadtstudio und in der Republik schon eher die Arbeit einstellen können." Zudem warnte Deppendorf vor "zu viel Hochmut", weil Gniffke in einem anderen Eintrag das neue ZDF-Nachrichtenstudio kritisiert hatte. Der ARD-Mann aus Berlin mahnte stattdessen "Solidarität durch Schweigen mit dem anderen öffentlich-rechtlichen System" an.

Er habe sich mit Gniffke "ausgetauscht", sagt Deppendorf, die Sache sei erledigt. Aber ist sie das wirklich? Der bloggende Chefredakteur Gniffke steht jedenfalls auf Anfrage zu seinem Eintrag vom Montag.

Der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Hartmut Ostrowski muss nun wohl doch in dem Prozess vor dem Arbeitsgericht Madrid als Zeuge aussagen, den der ehemalige Chef der Gruner+Jahr-Tochter Motorpress Iberica José Luis Samaranch angestrengt hat. Samaranch war Anfang Januar fristlos gekündigt worden. Gruner+Jahr wirft ihm vor, Bilanzen manipuliert zu haben, und hat ein Strafverfahren gegen ihn angestrengt. Wegen dieses Strafverfahrens war der Arbeitsrechtsprozess ausgesetzt worden. Ursprünglich hätte Ostrowski schon im Juni aussagen müssen.

Samaranch behauptet, G+J-Auslandsvorstand Torsten-Jörn Klein habe von ihm verlangt, die Bilanzen zu manipulieren. Der Verlag versucht, gegen diese Äußerung mit einer einstweiligen Verfügung vorzugehen. Anders als von G+J noch im Juni behauptet, ist die einstweilige Verfügung bisher nur beantragt, nicht aber erlassen worden. Dennoch bestehen an der Darstellung von Samaranch erhebliche Zweifel: Bereits im Februar hatte der G+J-Aufsichtsrat festgestellt, dass die Vorwürfe gegen Klein unberechtigt seien. Er tat dies auf Basis eines Gutachtens der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young, das ausgerechnet Samaranch in Auftrag gegeben haben will.

In Spanien hat der Verlag Gruner+Jahr allerdings noch ganz andere Probleme: Den beiden iberischen Töchtern des Zeitschriftenhauses - Gruner+Jahr Espana und Motorpress Iberica - stehen offenbar Massenentlassungen ins Haus. Bis zu 200 Mitarbeiter sollen gehen, heißt es in Verlagskreisen. Genaueres steht noch nicht fest. Derzeit spricht die Geschäftsführung mit dem spanischen Betriebsrat. Ein G+J-Sprecher begründet die geplanten "umfangreichen Restrukturierungsmaßnahmen " mit der "aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise", von der "die gesamte spanische Volkswirtschaft ... massiv" betroffen sei. Zum Umfang der Maßnahmen will er sich nicht äußern.

Der Bestsellerautor Jan Weiler ("Maria, ihm schmeckt's nicht", demnächst auch im Kino) betätigt sich künftig als Pionier in Sachen Paid Content . Weilers Kolumne "Mein Leben als Mensch" wird kommende Woche - wie vom Abendblatt gemeldet - zum letzten Mal im "Stern" erscheinen. Künftig will er sie auf seiner Website www.janweiler.de veröffentlichen - und zwar gegen Bezahlung. Ein Jahresabo der Kolumne soll 13 Euro kosten. Das sind 25 Cent pro Ausgabe. Wahlweise gibt es die Kolumne als PDF und Audio-Datei. Wer beide Formate haben will, zahlt 19,90 Euro pro Jahr. Zudem wird Weiler ab 1. August auch wieder in einer Zeitung oder Zeitschrift erscheinen. Um welches Blatt es sich dabei handelt, mag der Autor nicht verraten.

Rätselraten über die Sparpläne des Zeitungshauses M.DuMont Schauberg (MDS), dem auch die "Hamburger Morgenpost" gehört. In einem Gespräch mit der "Financial Times Deutschland" hatte MDS-Vorstand Konstantin Neven DuMont einen Umbau des Verlages angekündigt, der auch Arbeitsplätze kosten könne. Konkrete Maßnahmen sollen, dies hat der Verlag immer wieder betont, aber noch nicht beschlossen sein.

In einem dem Abendblatt vorliegenden MDS-Papier heißt es jedoch, der "Arbeitskreis Abozeitungen" habe ein "erstes Sparprogramm (Umfang drei Millionen Euro) entwickelt, das von Vorstand und Aufsichtsrat gebilligt wurde". Dem Arbeitskreis gehören Mitglieder der Chefredaktionen der MDS-Titel "Kölner Stadt-Anzeiger" , "Berliner Zeitung" , "Frankfurter Rundschau" und "Mitteldeutsche Zeitung" an. Auf Anfrage bleibt eine MDS-Sprecherin aber dabei: Konkrete Maßnahmen seien noch nicht beschlossen worden.

Kai-Hinrich.Renner@abendblatt.de