Richard Renaldi und Andrew Phelps bereisten Amerika und Japan. Nun stehen ihre Bilder bis zum 3. Juli in der Galerie Robert Morat aus.

Galerie Robert Morat. Sie sind Reisende. Der eine fuhr jahrelang kreuz und quer durch die USA, um seine Motive zu finden, der andere machte sich nach Japan auf, um dort zu fotografieren. Robert Morat stellt von heute an in seiner Galerie in der Neustadt zwei amerikanische Künstler und ihre Arbeiten in den klassischen Genres Porträt und Landschaftsfotografie gegenüber. Richard Renaldi, Jahrgang 1968, stammt aus Chicago, sein ein Jahr älterer Landsmann Andrew Phelps wurde in Mesa/Arizona geboren. Zufällig gibt es auch eine persönliche Verbindung zwischen Renaldi und Phelps: Beide studierten in Salzburg bei Dörte Eißfeldt und lernten sich dort kennen.

Für seine erste Publikation "Figure and Ground" reiste Renaldi sieben Jahre kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten. Er fotografierte Reisende auf Busbahnhöfen, fing die Weite und Einsamkeit des amerikanischen Westens ein und porträtierte Menschen an allen möglichen Orten zwischen beiden Küsten. Mit seiner Großbildkamera hat er diese Zufallsbekanntschaften meistens in einer Halbtotalen aufgenommen, um deren persönliches Umfeld zu zeigen.

Renaldis Arbeiten wurden nach ihrer Veröffentlichung als wichtiger Beitrag einer "American Social Landscape" verstanden, also der Sichtbarmachung einer gesellschaftlichen Landkarte Amerikas. Cowboys tauchen in seinen Porträts genauso auf wie junge Skater, eine Frau mit einer Burka genauso wie ein Straßenbauarbeiter, eine reiche Frau in einem Pelzmantel oder ein Mann mit einer Hightech-Armbrust in einem Waldstück von Utah. Doch nicht nur seine Porträts, auch die Aufnahmen eines umgestürzten Wasserturms oder eine Busstation in Texas besitzen eine poetische Aura. Auch Richard Renaldis zweites Projekt, "Fall River Boys", porträtiert junge Menschen in ihrer sozialen Umgebung. Fall River war vor dem Zweiten Weltkrieg das Zentrum einer blühenden Textilindustrie in Massachusetts an der amerikanischen Ostküste. Seit den 60er-Jahren mussten immer mehr Fabriken schließen, die Arbeitslosigkeit stieg, junge Menschen haben nur noch wenig Perspektiven. "Fall River ist keine Geisterstadt, aber sie befindet sich ökonomisch und sozial in einer Abwärtsspirale", erklärt Renaldi. Auf seinem Weg von New York, wo Renaldi jetzt lebt, ins Ausflugsgebiet von Cape Cod kam der Fotokünstler immer wieder durch die ehemals prosperierende Stadt. Fast ein Jahrzehnt lang machte Renaldi immer wieder Stopps in Fall River, um Gebäude und Menschen zu fotografieren. Anders als für "Figure and Ground" schoss er "Fall River Boys" in Schwarz-Weiß. Dadurch bekommen die Bilder eine dem Niedergang entsprechende Tristesse. Niemand lacht in die Kamera, mehr als ein Grinsen schenken die Porträtierten ihrem Fotografen nicht.

"Not Niigata" heißt die parallele Ausstellung von Andrew Phelps, die vortrefflich mit Renaldis Werken korrespondiert. Der in Salzburg lebende Amerikaner reiste im Frühjahr 2009 im Auftrag des Festivals "European Eyes on Japan" in die Hafenstadt Niigata. Doch Phelps fand keinen rechten Zugang zu dem Ort und den Menschen dort. "Ich habe diesen Ort und seine Codes nicht begriffen", sagt er, "deshalb habe ich nur visuell auf Niigata reagieren können." Das Nichtverstehen zeigt sich auch im Titel der Serie, die Phelps "Not Niigata" genannt hat.

Seine Bilder wirken kühl und distanziert. Der Blick durch eine menschenleere Straße ähnelt Bildern von Renaldi, doch wirkt sie in ihrer Sauberkeit geradezu steril. Den Fotos ist anzumerken, dass Phelps sich wie ein Fremder gefühlt haben muss.

Andrew Phelps: Not Niigata; Richard Renaldi: Figure and Ground; Fall River Boys: Galerie Robert Morat (U Meßberg), Kleine Reichenstraße 1, geöffnet Di-Fr 12.00-18.00, Sa 12.00-16.00; Internet: www.robertmorat.de