Ob Beziehung oder Dinge: Das Theaterprojekt “Wie neu!“ mit der Hamburger Regisseurin Susanne Reifenrath übt die Kunst des Reparierens.

Hamburg. Im Café Fixer's Collective in Brooklyn wird nicht gedealt, um Süchtige auf Entzug wieder high zu bekommen. Hier handelt man auf eine andere, weitaus gesündere und produktive Weise. Das Fixer's Collective steht links gestrickten Heimwerkertypen mit Rat, Tat und Werkzeug zur Seite, die ein kaputtes Lieblingsstück - Omas Radio, die Nostalgie-Lampe oder nur den Toaster - reparieren wollen.

"To fix something" bedeutet im Englischen "etwas in Ordnung bringen". Die Idee der Reparatur-Cafés setzt sich in den USA und den Niederlanden zunehmend durch. Die Selbsthilfe versteht sich auch als Selbstbestimmung und wendet sich gegen "planned obsolence" - das von Ingenieuren schon bei der Konstruktion "geplante Überflüssigwerden" oder Kaputtgehen von Gebrauchsgegenständen.

Die New Yorker Reparatur-Cafés inspirierten die Hamburger Regisseurin Susanne Reifenrath zu ihrem szenischen Projekt "Wie neu! - Miniaturen zum Reparieren". Sie untersucht mit ihrem Autoren- und Schauspieler-Team das Reparieren in Spiel und Praxis wie auch in seiner verschiedenen Bedeutung. "Die Zuschauer können auch etwas Kaputtes mitbringen", fordert Reifenrath, vielleicht etwas zu unvorsichtig, das Publikum auf. "Wir versuchen dann, es gleich oder später in Ordnung zu bringen."

Sie inszeniert die "Miniaturen" - eine Folge von Szenen, Musik und (halb)professioneller Bastelei - in einer Werkstatt. "Wir spielen im Kolbenhof, einer ehemaligen Fabrikanlage, die jetzt von Kreativen, dem Kurzfilm-Festival oder Automechanikern genutzt wird." Deshalb kooperiert die von der Kulturbehörde unterstützte Lichthof-Produktion mit der Theater-Altonale.

Da versuchen Vater und Sohn ihre angespannte Beziehung beim gemeinsamen Reparieren zu kitten. Eine Szene befasst sich mit Psychoklempnern, die glauben, "Störungen" im Gehirn durch neuronale Verknüpfungen "reparieren" zu können. Es gibt einen Doku-Film und ein Hörspiel. Dazwischen wird real ein Fahrrad-Platten geflickt.

Zwischen dem Diskurs über das Reparieren und dem "Fixing" von Kaputtem pendelt die Text-Collage der Autoren Frank Dudden und Marc von Henning. Die Schauspieler praktizieren auf den Proben Learning by doing. "Sie nehmen Lampen auseinander, schrauben Geräte auf oder machen einen wackeligen Stuhl funktionstüchtig." Das Stück sei auch eine Liebeserklärung an die Dinge. Oder anders gefragt: "Gehen wir mit ihnen so um, wie wir miteinander umgehen in unserer konsumorientierten Wegwerf-Gesellschaft?"

Ist die Regisseurin auch selbst eine Reparateurin? "Nein, kann ich nicht", bekennt Reifenrath. "Ich habe eine ganze Schublade voll kaputten Zeugs, von dem ich mich aber nicht trennen kann, weil mein Herz daran hängt." Wäre doch jetzt genau die Gelegenheit, Herz zu zeigen - und zu reparieren.

"Wie neu! - Miniaturen für das Reparieren" Kolbenhof (S Altona), Friedensallee 128, weitere Vorstell. 8.-10. und 14.-17.6., Karten zu 15,-/ erm. 10,- unter T. 85 50 08 40; www.lichthof-hamburg.de