“Kiezleben. Und leben lassen“ zeigt ab heute wahre Schätze von Fotograf Günter Zint. 150 Fotografien von Stars, Rockern und gefallenen Sternchen.

Hamburg. 50 Jahre lang hat Kiezfotograf Günter Zint das Leben auf St. Pauli dokumentiert: Unter dem Titel "Kiezleben. Und leben lassen" zeigt das Sankt-Pauli-Museum seit Freitag eine Sonderausstellung mit rund 150 Fotografien des 70-Jährigen. Seine Aufnahmen präsentierten die vielen Facetten des Stadtteils - eingefangen von der Linse eines Fotografen, der sich selbst auf gleicher Augenhöhe mit den Menschen auf dem Kiez sehe. Das betonten die Initiatoren bei der Eröffnung der Schau. Sie soll bis November in dem Kiezmuseum in der Davidstraße zu sehen sein.

Heute nennt man sie Audioguide, die Geräte, mit denen man durch Museen schlendert und an neuralgischen Punkten aufgezeichnete Zusatzinformationen abrufen kann. Und wenn es einen lebendigen Audioguide gibt, dann ist es Günter Zint. Für alle namhaften ("Der Spiegel", "Stern") und weniger namhaften ("St. Pauli Nachrichten") Blätter hat der Fotograf und Bildjournalist, 1941 geboren, gearbeitet, aber seine größte Leidenschaft war und ist der Kiez.

Zint ist unterwegs zwischen Nobistor und Millerntor, Davidstraße und Erichstraße, Großer Freiheit und Kleiner Freiheit. Immer auf der Suche nach Menschen und ihren Motiven. Im Star-Club war er Hausfotograf und immer hautnah dabei, wenn Jimi Hendrix seine Saiten verbog und Halbstarke sich die Nasen. Aus der Brandruine der Großen Freiheit 39, die den Star-Club und anschließend die Rammel-Revue Salambo beheimatete, rettete er in den 80ern zahlreiche Dokumente, die manches Geheimnis wie die Gagen und Getränkerechnungen der Beatles aufdeckten.

Er begleitete und dokumentierte das Werden und Wirken der berühmten Hure Domenica und viele weitere Aufstiege und Fälle der Reeperbahn, zur Bewahrung, Mahnung und Hoffnung für die Zukunft. Ungezählte Schätze aus Zints gigantischem Bildarchiv erzählen von Huren und Luden, Stars und gefallenen Sternen, Rockern und Rackern. Hungrig auf Leben. Kiezleben.

"Kiezleben. Und leben lassen". 50 Jahre St. Pauli - gesehen und fotografiert von Günter Zint Sankt-Pauli-Museum (S Reeperbahn), Davidstraße 17, Di, Mi 11.00-19.00, Do-Sa 11.00-22.00, So 11.00-18.00, Mo geschlossen, Eintritt 5,-/erm. 4,-, Führungen nach Anmeldung (ab 5 Personen) 7,50; www.kiezmuseum.de