Beim Verein LuFisch erhalten junge Anfänger aus sozial schwachen Familen kostenlos Unterricht, gefördert vom Abendblatt-Verein

Kinder mit blauen Badekappen tauchen im Wasser auf und ab. Die Fünf- bis Zehnjährigen bewegen sich noch etwas unruhig durch das Becken des Lehrschwimmbades in Hamburg-Lurup. Alle sind Schwimmanfänger, manche waren vor dem Kurs noch nie im Wasser. Zögernd steht ein Mädchen am Beckenrand, traut sich den Sprung in das niedrige Bassin nur an der Hand der Schwimmlehrerin zu. Sie wartet geduldig, sagt „Du schaffst das“, und dann klappt es: wieder ein Kind, das den Sprung ins Wasser gewagt hat, in der Kinderschwimmgruppe des Vereins LuFisch.

Der „Luruper Förderverein Inte­gration durch Schwimmen e. V. LuFisch“ hat sich zur Aufgabe gemacht, „dass jeder schwimmen lernen soll, egal ob arm oder reich, jung oder alt, gesund oder mit Einschränkung“, sagt Katja Prahl, 2. Vorsitzende des Vereins. Sie ist gemeinsam mit der 1. Vorsitzenden Silvia Behr eine von drei zertifizierten Schwimmlehrerinnen, die ehrenamtlich unterrichten. Für die teilnehmenden Kinder aus finanzschwachen Familien sowie für jene mit Behinderungen ist das Angebot kostenlos. Dafür betreibt der Verein sogar ein eigenes Schwimmbad: die Lehrschwimmhalle am Swatten Weg. Sie gehörte bis 2005 zur direkt nebenan liegenden Fritjof-Nansen-Grundschule. Als die Stadt beschloss, die Halle aus Kostengründen zu schließen, taten sich einige Eltern zusammen und kämpften für ihren Erhalt. 2006 gründeten sie den Förderverein LuFisch. „Um das Bad übernehmen und betreiben zu können, stellte die Stadt einige Bedingungen. Wir mussten uns mit einem Konzept bewerben und es mussten 180.000 Euro für die Sanierung aufgebracht werden“, erzählt Silvia Behr. Das vorgelegte Konzept des inklusiven Schwimmangebots überzeugte die Stadt. Aus Bundes- und Sondermitteln des Bezirks Altona und mit Geld des Hamburger Spendenparlaments kam schließlich die geforderte Summe für die Renovierung zusammen. Und für seine hervorragende Integrationsarbeit im Stadtteil wurde die Initiative bei der „Sagen Sie Danke“-Aktion von Abendblatt und PSD Bank in diesem Frühjahr ausgezeichnet.

Seit 2010 führt der Verein das Schwimmbad. Wenn er nicht selbst mit seinen Schwimmkursen in der Halle ist, wird diese stundenweise an zahlende Gruppen vermietet. Die Nutzungsgelder sowie Mitgliedsbeiträge reichen allein nicht aus, um das Schwimmbad zu unterhalten. Die monatlichen Kosten liegen bei rund 6000 Euro. „Deshalb sind wir auch immer wieder auf Spenden angewiesen und haben uns riesig über die Spende von ,Kinder helfen Kindern‘ gefreut“, sagt Katja Prahl.

Montags, mittwochs und donnerstags sind die kostenlosen LuFisch-Kindergruppen aktiv, die nicht nur von den Schwimmlehrerinnen, sondern auch von ein bis zwei weiteren Helferinnen betreut werden. In den Gruppen sind durchschnittlich zwölf Kinder, sie kommen aus dem Stadtteil, viele stammen aus Migrantenfamilien, in denen auch manche Eltern nicht schwimmen können. Da nicht in jeder Schule Schwimmunterricht angeboten wird und Vereine meist zu teuer für finanziell schwache Familien sind, wenden sich viele Eltern an LuFisch. Die Warteliste ist entsprechend lang.

„Wir versuchen, auf jedes Kind individuell einzugehen, Kinder mit Handicap, mit Verhaltensauffälligkeit oder sehr zögernde Kinder brauchen etwas mehr Betreuung“, sagt Katja Prahl. Ziel ist es, dass die Kinder das Brust- und Rückenschwimmen lernen. Bei manchen Kindern mit Behinderungen sind schon kleine Fortschritte ein Erfolg. An diesem Montag üben zehn Kinder in der Anfängergruppe von LuFisch das Schwimmen. Katja Prahl und Silvia Behr haben als Trainingshilfen „Schwimmnudeln“ verteilt. Nun paddeln die Kinder mit den bunten Schaumstoffstangen durch das Wasser und versuchen, mit den Füßen nicht den Boden zu berühren. Die meisten haben sichtlich Spaß dabei. Spielerisch üben sie, was auch lebensrettend sein kann. „Sie lernen, sich über Wasser zu halten, und einige Baderegeln, wie zum Beispiel: nicht bei Gewitter ins Wasser zu gehen“, sagt Katja Prahl. Das Schwimmen fördert auch die körperliche Beweglichkeit und die soziale Integration. Wer sich nicht mit den Freunden zum Baden verabreden kann, weil er nicht schwimmen kann, ist schnell ausgeschlossen. Und Kinder, die kein Bronze-Abzeichen haben, können auch nicht mitkommen auf Klassenfahrten mit Wasseraktivitäten“, sagt Katja Prahl. Bei LuFisch dürfen sie vom Seepferdchen bis zum Bronze-Schwimmabzeichen trainieren. Für die Prüfungen gehen die Gruppen dann in eine Schwimmhalle mit einem tiefen Becken.

Neben den Kinderangeboten gibt es auch Kurse für muslimische Frauen und für junge Mädchen, die aus kulturellen Gründen nicht gemeinsam mit Männern schwimmen dürfen. Viele der Teilnehmerinnen sind Mütter von den Kindern, die bei LuFisch schwimmen gelernt haben. Sie wollten ihren Kindern nicht nachstehen. „Da es im Erwachsenenalter etwas schwieriger ist, sich mit dem neuen Element vertraut zu machen, fangen wir mit einfachen Balance-Übungen an“, sagt Prahl. Mit zunehmendem Können wächst auch bei den Frauen das Selbstbewusstsein.

Schwimmkurse für Bedürftige

Der Abendblatt-Verein „Kinder helfen Kindern e. V.“ hat eine Kooperation mit Bäderland Hamburg und finanziert Schwimmkurse für Kinder aus bedürftigen Familien. Infos: Tel. 554 47 1 1 59 oder E-Mail: mensch@abendblatt.de

Die Ehlerding Stiftung bietet Schwimmkurse für Kinder aus belasteten Familien an. Infos: Tel. 411 72 30, E-Mail: info@ehlerding-stiftung.de

Der Luruper Förderverein Integration durch Schwimmen e. V. (LuFisch) bietet kostenlose Schwimmkurse im eigenen Bad für behinderte, geflüchtete und Kinder aus finanziell schwachen Familien an. Es gibt reine Frauenschwimm- und Mädchenkurse. Infos:
Tel. 83 67 99, www.lufisch.de