Bei der großen Open-Air-Veranstaltung im Planten un Blomen können Kinder Musik machen. Das Projekt wird unterstützt vom Abendblatt-Verein

Jedes Jahr zieht es Tausende Kinder im wohl schönsten Park der Stadt in seinen Bann: Solisten und Ensembles spielen auf mehreren Bühnen Musik, von Klassik über Rock bis Hip-Hop. Es gibt Musik-Mitmach-Aktionen und Klanginstallationen – am 16. Juni, dem Tag der Musik, feiert Hamburgs berühmtestes Kinder-Open-Air-Musikfest in Planten un Blomen seinen 25. Geburtstag. „Laut und luise“ wird seit vielen Jahren auch von der Abendblatt-Initiative „Kinder helfen Kindern“ unterstützt.

Der Gründer und Organisator, also der Mann hinter den Kulissen, heißt Stephan v. Löwis und ist in Hamburg so bekannt wie der bunte Mops mit dem Propeller auf dem Rücken, der seit mehr als zehn Jahren alle Plakate des Vereins „KinderKinder e. V.“ schmückt. Er erinnert an Karlsson vom Dach aus Astrid Lindgrens gleichnamiger Kindergeschichte. „Ich liebe diesen verfressenen, fetten Karlsson“, sagt Stephan v. Löwis. „Selbst wenn man zu dick ist zum Fliegen – mit dem Propeller ist es möglich, über sich selbst hinauszuwachsen.“ Genauso sei es mit dem Musikmachen, da könnten Kinder über sich hinauswachsen. „Ich weiß, dass Musik glücklich macht“, sagt der 66-Jährige.

Der Veranstalter wollte eigentlich Lehrer werden

Eigentlich hatte der leidenschaftliche Kinder-Kultur-Manager ans Gymnasium gehen wollen, als Lehrer für Englisch und Geschichte. Doch nach dem Studium landete v. Löwis beim Arbeitsamt statt in der Schule. Hamburg brauchte damals keine Lehrer mit seiner Fächer-Kombination. Staatsexamen hin oder her, der junge Uni-Absolvent musste zwangsläufig umdenken. Also zog er, der Arbeitssuche von Amts wegen irgendwann überdrüssig, Mitte der 80er-Jahre in ein von Freunden frisch gegründetes Kulturbüro, organisierte von dort aus Konzerte in und um Hamburg und Tourneen bis nach Asien, bot seine Dienste als Grafiker an und spielte in einer Band Saxofon.

Als Stephan v. Löwis 1987 dann ein Kinderfestival aus West-Berlin nach Hamburg holte, kehrte er zu seiner ursprünglichen Zielgruppe zurück. Ein Schritt, den er bis heute nicht bereut. Im Gegenteil. Kulturarbeit mit Kindern und für Kinder sei viel spannender, da gehe es um die aufregenden Reibungsflächen, wenn sich die Künste begegnen: Musik, Tanz, Theater, bildende Kunst. „Es ist ein Glück, all diese Genres präsentieren zu können“, sagt Stephan v. Löwis.

Von Löwis erfindet auch neue Formate

„Diese Vielfalt und dieser Abwechslungsreichtum machen einfach Freude.“ Er erfindet auch neue Formate für Kinder, und seine Bühnenproduktionen werden international eingeladen. Sie verbinden Schauspiel mit Neuer Musik, Jazz, süd-indischer Klassik und vieles mehr. Neues zu entdecken, das interessiere ihn. Deshalb fährt Stephan v. Löwis auch so viel mit dem Zug durch Europa, immer auf der Suche nach spannenden Musik- und Theaterproduktionen für Kinder, die er nach Hamburg einladen kann.

Mit dem Open-Air-Festival „laut und luise“ entwickelte Stephan v. Löwis 1994 ein erstes eigenes Format. Kurz zuvor hatte er Michael Bradkes Klangin­stallationen gesehen und war begeistert von dessen Projekt MobilesMusikMuseum – ein echter Klassiker, der auch in diesem Jahr wieder in Planten un Blomen dabei sein wird. Inzwischen reisen Bradkes Klangmaschinen in alle Welt. Aber am „Laut und luise“-Termin sind sie immer für Hamburg reserviert.

Stephan Löwis of Menar mit seinem KinderKinder-Mops mit Propeller Foto: Michael Rauhe / FUNKE Foto Services
Stephan Löwis of Menar mit seinem KinderKinder-Mops mit Propeller Foto: Michael Rauhe / FUNKE Foto Services © Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Das Metallofon zum Beispiel ist ein großer Rahmen, in dem Radkappen und Rohre hängen, auf denen die Kinder nach Herzenslust spielen können. Und mit dem Wasserorchester lassen sich verschiedene Platschgeräusche erforschen und Orgelpfeifen zum Klingen bringen, indem die Kinder sie unter Wasser drücken. Es gibt auch elektronische Klangtische, an denen sich die eigene Stimme verfremden lässt.

Mitmachen ist angesagt

Da ist Mitmachen angesagt, für Stephan v. Löwis ein wichtiger Aspekt des Musikfestes: „Ich hoffe, dass Kinder bei ,laut und luise‘ ihre Scheu verlieren, selbst Musik zu machen. Es gab immer und gibt deshalb bis heute viele Workshops während des Festes, und die Kinder sollen frei miteinander musizieren können.“ Und immer stehen – von den Plattkinnern bis zu den DeluxeKidz – Kinder auch auf den Bühnen: große Vorbilder für kleine Mitmacher.

Ein gutes Beispiel dafür, dass dieses Prinzip wirkt, ist Riekje Linnewedel (30). Als Kind hat sie bei „laut und luise“ auf den Klanginstallationen gespielt, heute plant und bucht sie als Projektleiterin für KinderKinder e. V. die Installationen für das Jubiläumsfest.

Das Fest ist kostenfrei

Wird es zum Jubiläum etwas Besonderes geben? „Wir machen besonders weiter“, sagt Stephan v. Löwis und zählt einige seiner Lieblinge auf. Das Familienorchester der Elbphilharmonie gehört dazu, in dem 80 Kinder, Eltern, Tanten, Onkel und Großeltern zwischen neun und 92 zusammen spielen, genauso die junge Geigerin Maria Wehrmeyer oder Pelemele.

„Kinder helfen Kindern“ fördert das Event

Und das alles gibt es kostenfrei – was natürlich nicht ohne finanzielle Förderung geht. Diese kommt außer vom Abendblatt-Verein auch von der Behörde für Kultur und Medien, vom Bezirksamt Mitte, der Budnianer Hilfe und dem Verband Turnen und Freizeit. „Ohne diese Spenden geht gar nichts“, sagt Stephan v. Löwis, der sich darüber und über die wachsende Zahl aktiver „Laut und luise“-Fans freut: „Bei uns melden sich immer mehr Freiwillige, die helfen wollen. Das ist eine tolle gesellschaftliche Entwicklung.“

Und dann erzählt er zum Abschied noch von seinem heimlichen Traum: Der KinderKinder-Mops riesig als Theater für Kinder auf dem Domplatz im Stil der Nana-Figuren von Niki de Saint Phalle. Eine Leiter führt über das Hinterteil des Mopses ins Foyer, und der Propeller ist ein sich drehendes Karussell. Auch wenn er sich Jahr für Jahr Neues für die Kleinen ausdenkt, klein denkt Stephan v. Löwis nicht. „Mit diesem Riesenmops wäre die Elbphilharmonie garantiert nicht mehr die erste Attraktion in Hamburg!“