Das Filmdrama “Plan 75“ zeichnet die düstere Vision einer vergreisenden Gesellschaft, in der alte Menschen freiwillig in den Tod gehen sollen.

  • Der Film "Plan 75" zeichnet eine düstere Zukunftsvision
  • In Japan droht die Gesellschaft zu vergreisen, so wird es im Film erzählt
  • Menschen ab 75 sollen freiwillig in den Tod gehen

Japan in naher Zukunft. Die Lebenserwartung ist gestiegen, die Gesellschaft droht zu vergreisen. Die Alten werden zunehmend als wirtschaftliche Bürde empfunden. Die Regierung beschließt ein Gesetz, das Menschen ab 75 dazu bewegen soll, im Sinne des Gemeinwohls freiwillig in den Tod zu gehen, Prämie inklusive.

„Plan 75“: Die Euthanasie soll so steril wie reibungslos funktionieren

Während Michi (Chieko Baishô), die als Putzfrau im Hotel mühsam über die Runden kam, bis sie entlassen wurde, und nun, ohne Arbeit und Perspektive die assistierte Sterbehilfe für sich in Erwägung zieht, kommen Hiromu (Hayato Isomuro) Zweifel an seiner Arbeit für die streng effizient geführte Sterbehilfeagentur, zumal als sein verwitweter Onkel Yukio (Taka Takao) vor ihm steht. Beim Erledigen der Papierarbeit darf er sich nichts anmerken lassen, die Euthanasie soll so steril wie reibungslos funktionieren, Emotionen wären fehl am Platze.

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Die aus den Philippinen eingewanderte Maria (Stefanie Arianne) wiederum erlaubt der neue Job, ihre kranke Tochter besser versorgen zu können. Sie ist bei Plan 75 für die Entsorgung der Leichen zuständig, sortiert nach deren Habseligkeiten.

Der Film berührt zutiefst, bis zum letzten, verstörenden Moment

Die Filmemacherin Chie Hayakawa nähert sich in ihrem Regiedebüt dem heiklen Thema mit Mitteln, wie sie im Dokumentarischen üblich sind: sparsame Dramatik, wenig Musik und lange Einstellungen. Das erfordert vom Publikum eine gewisse Geduld.

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Doch wie sie in ihrem Gesellschaftsdrama subtil, unterschwellig und ganz ohne Zynismus die beklemmende Vision einer dystopischen Zukunft zeichnet, in der alte Menschen schlicht aus der Gesellschaft entfernt werden, und dabei Verzweiflung und leise Hoffnung verknüpft, beeindruckt und berührt zutiefst. Bis zum letzten, verstörenden Moment.

Drama, Japan 2022, 112 min., von Chie Hayakawa, mit Chieko Baishô, Hayato Isomura