Bei uns zu Hause ist seit einer Weile alles „unnötig“. Nicht im Sinne von überflüssig. Eher im Sinne von „Geht gar nicht“ oder „total bescheuert“. Es können nicht nur Handlungen oder Dinge unnötig sein, sondern auch Menschen. Zum Beispiel Lehrerinnen. Wenn die einen Schüler, etwa meinen Elfjährigen, mehrfach mit voll unnötigen Ermahnungen oder Forderungen triezen, werden sie schnell zur unnötigen Person erklärt. Magistra non grata. Auf jugendlich.

Mit dem Wechsel in die Fünfte endet die Kindheit, zumindest verbal bricht nun die Adoleszenz an. Wenn du das als Vater nicht kapierst, biste voll gedisst. Im Sinne von Dissen, was nicht der lockere Plural für zusammenkopierte Promotionsschriften ist, sondern der eingedeutschte Hip-Hop-Begriff für „disrespect“.

Sagen wir es vornehm: Wer seine Kinder nicht mehr versteht, ist in ihren Augen schnell dis-kreditiert. Schön ist das nicht, denn wer will schon, dass seine Brut ihn für eine Leertaste hält oder einen Intelligenzallergiker, vulgo: Evolutionsbremse.

Andererseits: Nichts ist peinlicher als die willenlose Ranschmeiße der Mittelalten an die Jugend. Stellen Sie sich vor, ein Mittvierziger sagt beim Familienabendbrot: „War abfetzmäßig porno im Büro heute, Digger.“

Womöglich konstatiert der Stammhalter wohlwollend: „Ja, Papa. Sehr schön.“ Oder er schaut seinen Erzeuger mitleidig an und sagt: „Ich glaube, ich habe Augen-Tinnitus. Ich sehe überall Pfeifen.“