Wegen der Schuldenkrise und der schwächeren Weltkonjunktur wurde die Prognose für das Jahr 2013 von 1,6 auf 0,4 Prozent Wachstum gesenkt.

Berlin. Die Bundesbank traut der deutschen Wirtschaft im kommenden Jahr nur ein Mini-Wachstum zu. Sie senkte jetzt ihre Prognose wegen der Schuldenkrise in Europa und der schwächeren Weltkonjunktur auf 0,4 von bislang 1,6 Prozent. Für Ende 2012 sagt die Bundesbank sogar ein Schrumpfen der Wirtschaftskraft voraus, für Anfang 2013 nur eine Stagnation. Trotz der getrübten Aussichten äußerte sich Bundesbankchef Jens Weidmann optimistisch zum Arbeitsmarkt: „Die gute Grundkonstitution der deutschen Wirtschaft spricht aber dafür, dass sie die vorübergehende Schwächephase ohne größere Schäden insbesondere bei der Beschäftigung übersteht.“ Für 2014 sei wieder ein spürbares Wachstum von 1,9 Prozent zu erwarten.

Zunächst steht der Wirtschaft aber noch ein harter Winter bevor. Denn es mehren sich die Anzeichen, dass das Bruttoinlandsprodukt im Schlussquartal – wie von Bundesbank und Volkswirten erwartet – sinkt. So drosselten die Unternehmen ihre Produktion im Oktober so stark wie im Krisenjahr 2009 nicht mehr. Sie stellten nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums 2,6 Prozent weniger her als im Vormonat. Das war nicht nur der dritte Rückgang in Folge, sondern der größte seit April 2009. „Damit ist es so gut wie sicher, dass die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal schrumpft, und zwar um etwa ein Viertel Prozent“, sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Die Firmen reagierten auf zuletzt schwache Aufträge, ergänzte DekaBank-Experte Andreas Scheuerle. „Das ist kein sanftes Ausklingenlassen, sondern eine bewusstes Stilllegen von Teilen der Produktionsanlagen.“

Die Bundesbank ist mit ihrer neuen Prognose für 2013 zwar pessimistischer als die Bundesregierung, die ein mehr als doppelt so starkes Plus von 1,0 Prozent vorhersagt. Die Konjunkturdelle dürfte allerdings am Arbeitsmarkt keine größeren Spuren hinterlassen. Die Arbeitslosenquote könnte im kommenden Jahr zwar leicht auf 7,2 Prozent steigen, 2014 aber wieder auf 7,0 Prozent zurückgehen. „Die Arbeitszeit wird wieder als Konjunkturpuffer dienen“, erwarten die Bundesbanker. Entspannung sagen sie auch bei den Preisen voraus: Die nach einheitlichen europäischen Standards berechnete Inflationsrate werde in diesem Jahr 2,1 Prozent betragen, 2013 aber auf 1,5 Prozent fallen. Auch 2014 soll sie mit 1,6 Prozent unter der Marke von zwei Prozent verharren, bis zu der die Europäische Zentralbank (EZB) von stabilen Preisen spricht.

Für dieses Jahr erwartet die Bundesbank nun ein Wirtschaftswachstum von 0,7 (bisher 1,0) Prozent. Die Ökonomen räumen aber ein, dass ihre Schätzungen von starker Unsicherheit geprägt seien. „Dabei überwiegen die Abwärtsrisiken“ - etwa ein stärkerer Abschwung der Weltwirtschaft oder eine Verschärfung der Schuldenkrise. „Es ist aber durchaus vorstellbar, dass sich der Euro-Raum schneller erholt und dass sich die Weltwirtschaft stärker beschleunigt als hier unterstellt wird“, sagte Weidmann. „Dann ist die Zuversicht berechtigt, dass die deutsche Wirtschaft die sich ergebenden Chancen nutzt.“ Die Bundesregierung sieht die Wirtschaft trotz der aktuellen Abkühlung weiter auf Wachstumskurs.