Die Konzeption des „Kleinen Lernbegleiters“ geht deutlich über die gängigen „Lernen lernen“-Angebote hinaus: Er vermittelt dem jugendlichen Leser nicht nur vielfältige Lernstrategien wie Verarbeitungs-, Memorier-, Abruf- und Wiederholungsstrategien, sondern stellt die Persönlichkeitsentwicklung in den Mittelpunkt.

Pinneberg. Das Buch wird damit für den Leser zu einem engen Begleiter auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Es unterstützt und fördert diesen Prozess schrittweise durch verschiedene Motivations-, Planungs- und vor allem Selbststeuerungsstrategien.

Und wer könnte dies alles dem Leser besser erklären, als das Organ, das für die Persönlichkeitsentwicklung entscheidend ist? Das eigene Gehirn erscheint daher in der Rolle des Ich-Erzählers, erzählt letztlich von sich selbst und ermöglicht dem Leser damit gleichzeitig, das eigene Gehirn immer besser zu verstehen. Der Leser und sein Gehirn werden mit fortschreitender Lesedauer immer mehr zu einem Team, zu einer eingeschworenen Gemeinschaft und je mehr sich beide aufeinander einlassen, umso besser harmoniert das Zusammenspiel.

Eine große Rolle spielen dabei die Emotionen: Positive Emotionen resultieren oft aus Lernerfolgen und fördern zugleich die weitere Entwicklung. Negative Emotionen dagegen wirken hemmend und blockierend. Doch je mehr das Gehirn dem Leser über das Zustandekommen und Wirken der Emotionen berichtet, umso besser kann dieser seine Emotionen verstehen, bewusst nutzen und zunehmend auch selbst steuern. Letzten Endes ist der Lernbegleiter damit für den Leser viel mehr als nur eine Lernhilfe. Er fördert die gesamte Persönlichkeitsentfaltung und -entwicklung und zwar in einer Weise, die auch nach Beendigung der Lektüre und Arbeit mit dem Buch weiter wirkt. Denn der Erzähler des Buches, das eigene Gehirn, wird den Leser für den Rest seines Lebens begleiten und unterstützen – auch wenn das Buch schon lange in den Tiefen des Bücherregals verschwunden ist. Das Buch öffnet lediglich die Türen und legt die Grundsteine für diese lebenslange produktive Zusammenarbeit zwischen dem Leser und seinem Gehirn.

Drei zentrale Säulen ermöglichen diese Entwicklung und Entfaltung der jungendlichen Persönlichkeit und bilden daher den roten Faden durch das Buch: Selbstständigkeit, Reflexionskompetenz, Verantwortungsbewusstsein. Im Sinne von Maria Montessori („Hilf mir, es selbst zu tun“) werden die Leser schrittweise dazu angeleitet, Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess zu übernehmen, ihn aktiv eigenständig zu gestalten und kontinuierlich zu reflektieren. Daher ist der kleine Lernbegleiter auch ausdrücklich kein reines Lesebuch, sondern vielmehr ein Lese- und Arbeitsbuch, in dem der Leser seine selbst gesteckten Ziele, seine Selbsteinschätzungen und Reflexionen festhält. Diese schriftliche Dokumentation dient nicht nur der Intensität der Auseinandersetzung mit dem Inhalt und der Verbindlichkeit, sondern macht durch Vorher-Nachher-Vergleiche auch die Fortschritte sichtbar, was die Motivation zum Weiterarbeiten fördert.

Die Informationen über die Funktionsweisen und Zusammenhänge im Gehirn sollen den Prozess des Lernenlernens unterstützen und zur Reflexion anregen. Dabei werden aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse der Hirnforschung praxisorientiert und kindgerecht formuliert. Da Kinder ausschließlich in persönlichen Beziehungen, das heißt, wenn sie persönlich angesprochen werden, lernen können, werden sie in einer Dialogstruktur in das Geschehen eingebunden. Der Ich-Erzähler ist kein anonymer, unpersönlicher Erzähler, sondern das eigene Gehirn des Lesers. Dies garantiert die größtmögliche Identifikation zwischen Leser und Erzähler. Der Leser erkennt den Erzähler letztlich als einen Teil von sich selbst und lernt dadurch von sich selbst und kommuniziert mit sich selbst.

Das Buch ist bewusst so konzipiert, dass Kinder ab zehn Jahren ohne Unterstützung eigenständig und selbstbestimmt darin lesen und damit arbeiten können. Zugleich wird die Fähigkeit zur Selbständigkeit während des Lesens kontinuierlich weiter ausgebaut. Somit wird eine entscheidende Voraussetzung für den langfristigen Lern- und Bildungserfolg gegeben: Denn in einer sich immer schneller verändernden Lebenswelt ist nur eigenverantwortliches, selbstgesteuertes Lernen auch nachhaltiges Lernen. Der technologische, kulturelle und soziale Wandel nimmt ständig zu und die Zukunft wird immer weniger voraussehbar. Das lebenslange Lernen und das flexible Reagieren auf sich verändernde Rahmenbedingungen werden damit unverzichtbar. Das bedeutet, es ist nicht mehr ein bestimmtes Wissen im Sinne des traditionellen Bildungskanons, was überlebensfähig macht, sondern ganz andere grundlegende Eigenschaften und Fähigkeiten: Neugier, Motivation, Selbstbewusstsein, Problemlösekompetenz, Kritikfähigkeit, Teamfähigkeit und Selbststeuerung. Sie stehen daher im Mittelpunkt des kleinen Lernbegleiters. Nebenbei sind dies auch die Kompetenzen, die derzeit immer wieder genannt werden, wenn Unternehmen und Universitäten gefragt werden, was Sie von Schulabgängern erwarten und was sie vielfach vermissen.

Ein zentraler Schlüssel zu all dem ist die Fähigkeit, sich selbst zu motivieren und an sich selbst zu glauben. Die Motivation entsteht zum einen durch die dem Menschen grundsätzlich angeborene kindliche Neugier, die es zu erhalten gilt; zum anderen durch persönliche Erfolgserlebnisse. Jeder noch so kleine Erfolg motiviert zum Weitermachen, zum nächsten Schritt und verstärkt zugleich das Selbstvertrauen. In unserer täglichen Arbeit in der Schule machen wir jedoch immer wieder die Erfahrung, dass viele Schüler genau daran scheitern: Sie glauben nicht an sich und den möglichen Erfolg. Eine wesentliche Ursache ist in unserem Schulsystem zu finden: In deutschen Schulen geht es seit jeher darum, Fehler und Schwächen aufzuspüren, deutlich sichtbar zu machen und dann – so gut wie möglich - zu beheben. Doch damit wird das Selbstvertrauen gerade nicht gefördert, sondern vielmehr geschwächt. Der Schweizer Kinderarzt und Entwicklungsspezialist Remo Largo fordert daher mit gutem Grund immer wieder, die Stärken der Schüler mehr zu stärken, anstatt nur die Schwächen zu bearbeiten. Eine der Kernbotschaften des „Kleinen Lernbegleiters“ ist daher: Entdecke deine Stärken, baue sie aus und vertraue auf sie! Wer auf sich selbst vertraut, kann alles schaffen. Der kann jedes noch so große Problem lösen. Dem kann nicht viel passieren in dieser Welt.

Sich selbst Erfolgserlebnisse zu ermöglichen und zu verschaffen, wird somit zu einer Basiskompetenz, die durch die Arbeit mit dem Lernbegleiter erworben und schrittweise ausgebaut wird, und eng mit der Selbststeuerung verknüpft ist. Die Leser lernen, sich selbst realistische Ziele zu setzen, die Umsetzung zu planen und auszuführen sowie Erreichung dieser Ziele zu überprüfen. Die Motivation ist bei selbstbestimmten Vorhaben und Zielen besonders hoch. Zudem werden die Ziele mit ein wenig Übung so formuliert, dass sie in der Regel auch erreicht werden und das Erfolgserlebnis für einen neuen Motivationsschub sorgt. Dieser Kreislauf aus Zielsetzung, Zielerreichung und Motivation zu neuen Zielsetzungen wird im „Kleinen Lernbegleiter“ schrittweise gelernt und verinnerlicht. Die Kopiervorlage im Schlusskapitel ermöglicht es dem Leser, auch nach Abschluss der Lektüre diesen Kreislauf kontinuierlich weiter zu durchschreiten und in der beständigen Reflexion und Kommunikation zwischen dem Leser und seinem Gehirn zu einem Leitprinzip seines Lebens zu machen.