Kreis Segeberg. "In fast irreparabler Weise wird das Ansehen des Tierheims beschädigt und die dortige Arbeit sabotiert." Der vierköpfige Vorstand des Tierschutzvereins Westerwohld nimmt auf der Internetseite des Klubs Stellung zu den massiven Vorwürfen, die (wie berichtet) allen voran zwei ehemalige Vorständlerinnen und eine Tierheimmitarbeiterin in der Presse insbesondere gegen Vereinschefin Sylvia Rückert gerichtet hatten. In der ausführlichen Stellungnahme, die an alle rund 400 Westerwohld-Mitglieder verschickt werden soll, wird die Behauptung, "das Tierheim hätte polnische Welpen aufgenommen und zu deutschen Hunden umdeklariert" als "dumm" und "perfide" bezeichnet. Fakt ist: Wegen des Umgangs mit den sogenannten Auslandshunden sind Verein und Tierheim in Henstedt-Ulzburg ins Visier des Kreisveterinäramtes Segeberg geraten. Mehrere Stunden lang sollen jüngst Mitarbeiter der Behörde im Tierheim Unterlagen eingesehen und geprüft haben.

Dr. Kurt Warlies, Fachdienstleiter für Tiergesundheit und Tierhaltung beim Kreis, bestätigte die umfangreiche Überprüfung hinsichtlich des Umgangs mit Tieren aus dem Ausland. Man werde die Unterlagen "aufarbeiten und bewerten", so Warlies. Der Verein teilte dazu mit: "Bis zur hoffentlich zeitnahen rechtlichen Absicherung durch das Veterinäramt nehmen wir keine Hunde mehr aus dem Ausland auf." Es werde "in jeder Hinsicht kooperiert". Der Fachdienstleiter hatte im Gespräch mit der Norderstedter Zeitung erläutert, die Behörde könne bei Feststellung von Verstößen gegen Verordnungen auch rückwirkend Bußgeldverfahren einleiten.

"In meinen Augen ist das Hundehandel", sagt Holger Sauerzweig-Strey zur Praxis, eine größere Zahl Hunde vor allem aus Polen von dortigen Tierschützern zu übernehmen, um sie hier im Kreis Segeberg an neue Besitzer zu vermitteln. Er sei "entsetzt gewesen", wie der Verein Westerwohld in dieser Hinsicht agiert habe, sagte der Vorsitzende des schleswig-holsteinischen Landesverbandes im Deutschen Tierschutzbund.

Der vor allem auch interne Zwist im hiesigen Tierschutzverein schade anderen Vereinen im Land nach außen, hadert der Landesvorsitzende: "Der Tierschutz kommt ins Gerede und wird über einen Kamm geschert." Potenzielle Unterstützer und Geldgeber könnten so verschreckt werden. "Andere Vereine in der Umgebung beobachten das mit Sorge." Der Landesverband biete Westerwohld "Hilfestellung" bei einem Neuanfang an. Dieser könne jedoch nur gelingen, so Sauerzweig-Strey, "wenn der komplette Vorstand ausgetauscht wird und im Tierheim ein Personalwechsel stattfindet".

Apropos Personal: Besonders brisant ist die Personalie Sabrina Mitschke. Die hauptamtliche Tierpflegerin war kommissarisch zur Tierheimleiterin ernannt worden, nachdem die beiden Vorstandsmitglieder Katrin Witthöft und Renate Volkland Vereinschefin Sylvia Rückert Anfang Dezember 2010 als Leiterin der Einrichtung gekündigt hatten. Nachdem Sylvia Rückert den Machtkampf im Vorstand dank Mitgliedervotum gewonnen hatte, meldete sich Sabrina Mitschke zunächst krank und kündigte dann zu Ende Februar. Noch also ist sie Angestellte des Verein - tritt aber öffentlich als eine der "Kronzeuginnen" gegen ihre Chefin Sylvia Rückert auf ...

Es grassieren in der öffentlichen Debatte vereinsinterne Listen und andere Unterlagen, die von Kritikern des jetzigen Vorstands nicht nur an Kreisveterinäramt und Zweckverband Fundtiere Segeberg-West, sondern auch an Nicht-Vereinsmitglieder weitergegeben wurden. Im Verein Westerwohld macht das Wort vom "Datenklau" die Runde.

In der Stellungnahme von Sylvia Rückert (1. Vorsitzende), Volker Mariak (2. Vorsitzender), Rainer Maerz (Kassenwart) und Hans Schmitz-Rückert (Schriftführer) wird die "böswillige Berichterstattung" beklagt. Als ein Beispiel wird die Aussage genannt, "ganze Lkw-Ladungen" von Hunden aus Polen seien nach Henstedt-Ulzburg gekommen. Dazu meint der Vorstand: "Wir besitzen Fotos von den vermeintlichen Lkw-Anlieferungen: Es handelt sich um einen VW T4, der von unserem befreundeten Tierheimleiter aus Malomice persönlich gefahren wurde - acht Stunden lang, um ein paar arme Kreaturen in Not zu retten."

Der Vereinsvorstand fordert "Frieden in den eigenen Reihen" ein und will zu einer "sachlich-fairen Diskussionen" zurückkommen. "Die Arbeit im Tierheim läuft wieder reibungslos", heißt es weiter.

Wie der Henstedt-Ulzburger Bürgermeister Torsten Thormählen jüngst im Hauptausschuss ankündigte, soll es in den kommenden Wochen eine Sondersitzung des Zweckverbandes geben. Im Auftrag des Verbandes, dessen Vorsitzender Thormählen ist, kümmert sich der Verein Westerwohld um alle Fundtiere aus der Region.