Der Abendblatt-Verein unterstützt die Kooperation der Louise Schroeder Schule mit der Ateliergemeinschaft von Menschen mit Behinderung.

Kunst und Kreativität kommen im Schulalltag oft noch immer zu kurz – nicht aber in der Louise Schroeder Schule in Altona-Altstadt. In der integrativen Ganztagsgrundschule dürfen sich schon die Jüngsten ab der 1. Klasse an selbst erdachten Kunstobjekten versuchen. Unterstützt werden sie dabei von der Ateliergemeinschaft der Schlumper, einer Künstlergruppe von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, die ihre Arbeitsräume direkt gegenüber der Schule hat.

Der künstlerische Leiter des Projekts „Schule der Schlumper“, Johannes Seebass, begleitet die Schüler und steht ihnen bei der Fertigung ihrer Werke zur Seite, mischt sich dabei aber künstlerisch nicht ein. „Manchmal sind die Kinder noch etwas gehemmt, weil sie zum Beispiel alles richtig machen wollen“, sagt er, „doch wir beurteilen oder werten die Kunstwerke nicht.“

Besonders benachteiligte Kinder werden gefördert

Die Kinder erfahren zudem einen selbstverständlichen Umgang mit Menschen mit Behinderung. Acht Schüler und Schülerinnen bilden jeweils mit ebenso vielen Schlumpern sowie zwei freischaffenden Künstlern – von denen einer der Maler Johannes Seebass ist – vormittags und nachmittags eine Arbeitsgemeinschaft.

Diese nun schon im dritten Jahrzehnt bestehende Kooperation der Louise Schroeder Schule mit den Schlumpern wird auch vom Verein „Hamburger Abendblatt hilft“ finanziell unterstützt. Denn so werden insbesondere Kinder in benachteiligten Lebenssituationen gefördert, Kinder, deren Eltern meist nicht die Zeit haben, zu basteln oder zu malen. „Einige Kinder leben in sozialer Enge“, sagt Seebass, „und trauen sich kaum etwas zu.“

Unbefangen Ideen umsetzen

Die Schüler erschaffen spontan mit Farben, Klebstoff, Holz, Papier oder Pappmaché ihre Fantasiewelten. Das verbindet sie mit den Schlumper Künstlern, die ebenfalls ihre ganz eigene Kunst machen und vor allem unbefangen ihre Ideen umsetzen. „Kürzlich haben wir mit einem Jungen auf dessen Wunsch ein Fußballkickerspiel gebastelt“, sagt Seebass, „er traute sich dies erst richtig zu, als einer der Schlumper ihm beim Zeichnen der Figuren geholfen hatte. Am Ende hat er von uns augenzwinkernd ein lebenslanges Verbot bekommen: vor dem Ausprobieren seiner Fähigkeiten zu sagen ,Ich kann das nicht‘.“

Diese Freiheit finden die Kinder besonders gut: machen zu dürfen, was sie möchten. Es gibt im Atelier nicht Lehrer und Schüler, sondern nur Künstler – gleichzeitig werden die Kinder bei Bedarf unterstützt, damit alles so wird, wie sie es sich vorstellen. Ava aus der 4. Klasse fand es „toll bei den Schlumpern, weil man gar nicht sagen muss: ,Oh, das ist falsch.‘ Man kann es einfach so machen.“ Nathan aus der 2. Klasse zieht den Schluss: „Kunst kann man nicht lernen wie Mathematik, Kunst kann alles sein, zum Beispiel ein Tintenklecks, wo man nur ahnen kann, was es sein könnte.“ Und eher leistungsorientierte Schüler finden hier mehr als sonst Zugang zu Mitschülern mit Lernschwierigkeiten.

Aufmerksamkeit und Zuwendung durch die Schlumper

Ziel ist auch, dass die Schule selbst ein wenig als ein Zuhause erfahren wird, was leichter fällt, wenn die Kinder sie künstlerisch mitgestalten. „Sie bekommen Aufmerksamkeit und Zuwendung der Schlumper und haben Erfolgserlebnisse, die sie im schulischen Alltag zunächst oft noch nicht erreichen“, sagt Johannes Seebass. Im Laufe der Jahre sei das Projekt bekannt und beliebt geworden im Stadtteil. „Schon angehende Erstklässler kennen uns von ihren Geschwistern oder Freunden und freuen sich auf ihre Teilnahme. Mit diesem Kunstprojekt bieten wir ihnen wirklich etwas Tolles.“ Der 61-Jährige ist seit Beginn des Projekts 1995 dabei und begeistert von den positiven Auswirkungen auf die Kinder. Nicht nur künstlerisch – denn jeder Besuch in dem Schlumper-Atelier stärkt auch ihr Selbstbewusstsein.