Elke Queta studiert Kommunikationsdesign und hat dadurch neuen Lebensmut bekommen. Unterstützt wurde sie von „Von Mensch zu Mensch“.

Rosa-weiß blühende Bäume säumen einen von unzähligen Blütenblättern bestreuten Weg auf dem großformatigen Acrylbild, das Elke Califa Queta mitgebracht hat zum Gespräch im Haus der Kinder-, Jugend- und Eingliederungshilfe der Alida Schmidt-Stiftung in Hamburg-Borgfelde. Normalerweise schmückt es den Flur der Einrichtung für die 20 Frauen, die hier leben, bis sie im Alltag wieder Fuß gefasst haben. Das zweite Werk, ihr Lieblingsbild, zeigt ebenfalls einen Weg, an dem Bäume mit grünen Baumkronen stehen, durch die ein Sonnenstrahl leuchtet. „Ich habe die Motive mit meinem eigenen Lebensweg verbunden“, sagt die Studentin, „das erste Bild ist so kunterbunt und schrill, weil ich noch orientierungslos war, das zweite drückt Harmonie aus, es ist alles ganz ruhig. Ich weiß definitiv, wo ich hingehen will.“

Elke Queta kam über die Eingliederungshilfe in diese stationäre Wohnunterbringung. Ihre Entwicklung ist eine Erfolgsgeschichte, an der auch die Abendblatt-Initiative „Von Mensch zu Mensch“ maßgeblich beteiligt war.

Die begabte junge Frau stellte 2016 einen Antrag auf Hilfe wegen der Kosten für ihr Studium zur Kommunikationsdesignerin. Beigelegt hatte sie zwei kunstvolle, selbst gezeichnete Postkarten und einen langen Brief mit ihrer Lebensgeschichte. Aufgewachsen ist sie mit sieben Geschwistern in Harburg, nach der Trennung der Eltern kümmerte sie sich jahrelang um ihre kranke Mutter. Um die Familie finanziell zu unterstützen, machte Elke Queta nach der mittleren Reife eine Friseurlehre. Als ihre Mutter dann mit nur 56 Jahren starb, fiel die Tochter „in ein tiefes Loch“ und bekam starke Depressionen, mit denen sie auch heute noch zeitweise zu kämpfen hat. Denn zur Mutter, einer Köchin, hatte sie eine sehr enge Beziehung. „Sie hat mich immer unterstützt, war auch sehr kreativ und ein Freigeist. Wenn ich heute von anderen höre, ich sei ihr ähnlich, freut mich das sehr, damit ist etwas von ihr immer bei mir“, sagt die 26-Jährige. Zu ihrem afrikanischstämmigen Vater hat si

Kunststudentin Elke Califa Queta hat das Bild gemalt
Kunststudentin Elke Califa Queta hat das Bild gemalt © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez

e keinen Kontakt mehr.

Die Studentin wohnt betreut

Die Pädagogin Nora Emsija ist eine der Ansprechpartnerinnen für Elke Queta und die anderen Bewohnerinnen im Alter von 17 bis Anfang 40 Jahren. Zur Hälfte sind es Mütter mit ihren Kindern, die aus schwierigen Lebensumständen kommen, obdachlos waren oder familiäre Probleme haben. „Das Ziel für alle ist, hier wieder auszuziehen“, sagt Nora Emsija, „individuell wird geschaut, wie sie das erreichen können. Wir überlegen dazu gemeinsam Schritte, bearbeiten Themen wie Tagesstruktur, Finanzen oder Ausbildung.“

Im Frühjahr 2016 zog Elke Queta in diese Einrichtung der Alida Schmidt-Stiftung. Hier entwickelte sie den tiefen Wunsch nach einer Kunstausbildung. „Seit meiner frühesten Kindheit zeichne, gestalte und modelliere ich leidenschaftlich und kreiere meine eigene kleine visuelle Welt“, schrieb Elke Queta damals in ihrem Antrag an die Abendblatt-Redaktion, „damit verarbeite ich meine Geschichte, meine Gefühle und meine kulturelle Zerrissenheit. Mit meinen Bildern und Figuren erfreue ich meine Familie und Freunde und lasse sie so an meiner Welt teilhaben. Deswegen möchte ich Kommunikationsdesignerin werden, weil ich anderen Menschen helfen möchte, ihre visuellen Vorstellungen und Leidenschaften umzusetzen.“

Die Abendblatt-Initiative half bei den Studienkosten

Im Oktober 2016 sollte das Studium losgehen, doch die Finanzierung war nicht gesichert. Für das erste Semester sprang „Von Mensch zu Mensch“ ein, später übernahmen andere Stiftungen die Kosten. „Das Studium hat wie die Faust aufs Auge gepasst“, sagt Elke Queta lächelnd. Ich bin sehr dankbar für die Hilfe.“ Es tue ihr so gut, mit kreativen Menschen zusammen zu sein. Sie habe viel gelernt, auch über sich.

„Die begleitenden Angebote unserer Wohneinrichtung bieten zusätzliche Hilfen“, sagt Nora Emsija. Es gibt Gesprächsrunden, Spieleabende, Selbstverteidigungs- und Erste-Hilfe-Kurse und eine Kreativwerkstatt. „Die ist natürlich etwas für mich“, sagt Elke Queta, „dort batiken wir, arbeiten mit Ton, marmorieren oder malen.“ Aber auch für das Leben außerhalb der Wohneinrichtung wird immer wieder geübt. Dieses Sozialkompetenztraining enthält scheinbar einfache Aufgaben wie allein in ein Café zu gehen und einen Kaffee zu trinken oder Fragen an einen Verkäufer im Supermarkt zu richten. Dafür ist schon eine Portion Selbstbewusstsein nötig.

Für Elke Queta geht es langsam in Richtung Eigenständigkeit, ihre Bachelorarbeit steht an und damit in absehbarer Zeit der Abschluss des Studiums. „Ein bisschen Angst habe ich zwar, wenn dieser geschützte Bereich nicht mehr da ist“, sagt sie, „aber ich bin jetzt stabil und habe positive Erwartungen an die Zukunft.“