SeniorTrainer engagieren sich nach Berufsende. Sie arbeiten projektbezogen, zeitlich befristet und ehrenamtlich – und sie suchen Nachwuchs.

Als Doris Lincke, 63, vor sieben Jahren aus dem Hamburger Schuldienst ausschied, fühlte sie sich noch zu jung zum Rosenzüchten. "Ich suchte ein neues Betätigungsfeld, aber wollte auch meine Freizeit genießen und nicht einen festen und regelmäßigen Terminplan einhalten müssen", sagt die frühere Oberschulrätin. Bei den SeniorTrainern fand die pensionierte Lehrerin ihre Vorstellungen sehr gut umgesetzt: "Ich arbeite zeitlich befristet, projektbezogen und zielorientiert", sagt Doris Lincke.

Die Initiative der SeniorTrainer feiert dieses Jahr ihr 10. Jubiläum in Hamburg. Etwa 100 wurden als Trainer ausgebildet, unter ihnen Juristen, Ärzte, Ingenieure oder Angehörige kaufmännischer Berufe. "Wir suchen dringend Nachwuchs, es gibt so viele Projekte, die eine Beratung durch SeniorTrainer benötigen", sagt Karl-Heinz Becker, Pressesprecher der Gruppe.

SeniorTrainer engagieren sich nach Berufsende oder nach Abschluss der aktiven Lebensphase, bringen Erfahrungen und berufliche Kompetenzen ein, stellen dieses Wissen Initiativen, Projekten und Vereinen zur Verfügung. "Die Arbeit ist für viele sehr erfüllend, bietet Abwechslung und Herausforderung", sagt Becker.

Denn SeniorTrainer beraten Gruppen, vernetzen Stadtteilarbeit, entwickeln neue Ideen für Projekte oder fördern die Öffentlichkeitsarbeit von Initiativen. So hat zum Beispiel ein ehemaliger Ausbildungsleiter einer Bank Verkäufer in Weltläden geschult oder eine Psychologin und zwei Pädagoginnen Manieren-Kurse für Kinder organisiert. Andere SeniorTrainer haben eine Akademie für Seniorenveranstaltungen aufgebaut oder helfen Jugendlichen bei der Arbeitssuche. Die Trainer ersetzen keine bezahlten Arbeitsplätze und sind ausschließlich ehrenamtlich tätig.

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So kam Doris Lincke bei peace brigades international (pbi) zum Einsatz. Diese von den Vereinten Nationen anerkannte Nicht-Regierungsorganisation existiert seit 1981 und entsendet Freiwilligenteams, die bedrohte Menschenrechtsverteidiger in Konfliktregionen begleiten.

Das deutsche pbi-Büro sitzt in Altona, und die Geschäftsstelle sollte auf Vordermann gebracht werden. Zusammen mit Doris Lincke übernahm Horst Homburg, 68, diese Aufgabe. "Ich wollte nach dem Ende der Berufstätigkeit nicht nur zu Hause sitzen", sagt der frühere Direktor eines Lüneburger Gymnasiums. Er machte erst eine Ausbildung zum psychotherapeutischen Heilpraktiker, bevor er sich entschied, SeniorTrainer zu werden.

Die beiden pensionierten Lehrer lernten sich bei einer Fortbildung der Organisation kennen und stellten schnell fest, dass sie inhaltlich ähnliche Vorstellungen hatten und die Zusammenarbeit deshalb reibungslos lief. "Es ging uns beiden immer nur um die Sache, und wenn wir uns ausgetauscht haben, flogen die Bälle nur so hin und her", erzählt Doris Lincke lachend.

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Den Eindruck eines eingespielten Teams vermittelten die Pädagogen auch beim "Kunden" pbi. "Das verlief alles sehr freundlich und harmonisch", erinnert sich Astrid Hake, 38. Die Diplom-Sozialwirtin ist Koordinatorin bei der Menschenrechtsorganisation in Hamburg und wandte sich an die SeniorTrainer mit der Bitte, die Arbeit der Hamburger Geschäftsstelle zu bewerten. Eine Unternehmensberatung hätte sich pbi nicht leisten können.

"Wir haben mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vertrauliche Gespräche geführt", sagt Doris Lincke. "Und diese Diskussionen waren sehr offen und engagiert, das war spannend", ergänzt Horst Homburg.

Doris Lincke und Horst Homburg beobachteten und analysierten den Büroalltag, stellten die Problembereiche fest, schlugen Lösungen vor und präsentierten nach vier Monaten ihren Abschlussbericht.

Für die beiden Senioren war das ein durchaus herausfordernder, zeitintensiver Job. "Aber die Arbeit mit den jungen Leuten und im Team mit Herrn Homburg hat einfach Spaß gemacht", sagt Doris Lincke. Mittlerweile haben die beiden Trainer pbi noch bei weiteren Projekten beraten.

Am 24. August feiern die SeniorTrainer nun in Hamburg ihr zehnjähriges Bestehen. Das Catering beim Festakt kommt von der Schülerfirma der Stadtteilschule St. Pauli. Über die Bezahlung hinaus bekommt die Schule noch ein Extrahonorar: SeniorTrainer bieten den 13 bis 16 Jahre alten Schülerinnen und Schülern ein Coaching an.