Immer mittwochs ist "Brigitte-Tag". Dann besucht Brigitte W. eine Familie in Volksdorf. Die 70-Jährige kümmert sich dann nur um Theo, spielt mit ihm, geht mit zum Fußball und widmet dem Achtjährigen ihre ganze Aufmerksamkeit. Theos Bruder Finn ist schwer krank und bedarf intensivster Betreuung durch seine Eltern. Brigitte W. ist ehrenamtliche "Lotsin" vom ambulanten Kinderhospizdienst "Familienhafen" in Hamburg, und sie begleitet die Familie seit fast zwei Jahren. Finn leidet an Mukopolysaccharidose (MPS) Typ III, einem erblich bedingten Enzymdefekt.

Seit der Gründung im Jahre 2007 schließt Familienhafen eine Versorgungslücke. Zu Hause begleitet und entlastet der Dienst Familien, deren Kinder an einer lebensverkürzenden Erkrankung leiden. Davon gibt es 22 600 Fälle bundesweit und mehr als 500 in der Hansestadt. Die betroffenen Eltern werden durch stationäre Einrichtungen jedoch nur vier Wochen im Jahr im Rahmen einer Entlastungs- bzw. Kurzzeitpflege unterstützt. Für den Rest des Jahres sind die Familien auf sich gestellt und oft rund um die Uhr bis zur Erschöpfung im Einsatz.

Der Verein unterstützt mit seinen rund 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern, den sogenannten Lotsen, zurzeit 24 Familien im Großraum Hamburg: ob als Trostspender oder bei behördlichen Angelegenheiten, bei der Hausaufgabenhilfe oder als Betreuer des kranken Kindes. Die Lotsen werden für ihre Aufgaben in den Familien geschult, auf Krisensituationen und soziale Not ebenso vorbereitet wie auf Krankheitsbilder und Sterbebegleitung. Das Angebot ist für die Betroffenen kostenfrei. Das Motto "Gemeinsam tragen, bis zuletzt und darüber hinaus" wird beim Familienhafen gelebt.

Familienhafen e. V ., Anerkennungspreis (10 000 Euro), Nernstweg 20a, 22765 Hamburg, Tel. 79 69 58 20 (Di, Do 9-12 Uhr), www.familienhafen.de