Renate Schneider über die Suche und das Finden des täglichen Glücks mit Hilfe einer Handvoll Bohnen.

Unter den herzlichen Weihnachts- und Neujahrsgrüßen, die Sie mir wieder in so großer Zahl zugeschickt haben, war auch ein dicker roter Brief von Juliane Hain vom CVJM-Kindertagesheim Koppel, St. Georg. Mit einem besonderen Inhalt: einem kleinen weißen Säckchen mit genau zehn braunen Bohnen. Die erklärende Geschichte dazu hat mir so gut gefallen, dass ich sie unbedingt an Sie weitergeben möchte, heißt sie doch: "Wie ich vielleicht mein Glück finden kann". Und wer möchte das nicht von uns ...

"Es gab einen Menschen, der niemals sein Haus verließ, ohne zuvor eine Handvoll Bohnen einzustecken. Er tat dies nicht etwa, um die Bohnen zu kauen. Nein, er nahm sie mit, um so die schönen Momente des Tages bewusster wahrzunehmen und sie besser zählen zu können.

Jede positive Kleinigkeit, die er tagsüber erlebte, zum Beispiel ein gutes Wort, einen fröhlichen Plausch, ein unerwartet geschenktes Lächeln, die Freude eines Kindes, ein leckeres Essen, ein Sonnenstrahl durchs Fenster oder eine Blume am Wegesrand, nahm er in sich auf. Für alles, was seine Sinne erfreute, ließ er eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Manchmal waren es gleich zwei oder drei.

Abends saß er dann zu Hause und zählte die Bohnen aus der linken Tasche. Er zelebrierte diese Minuten. So führte er sich vor Augen, wie viel Schönes ihm an diesem Tage widerfahren war - und freute sich.

Und sogar an dem einen Abend, an dem er bloß eine Bohne in seiner linken Jackentasche vorfand, war der Tag gelungen - hatte es sich zu leben gelohnt."

Ist das nicht eine zauberhafte Geschichte, die viel Weisheit enthält? Pearl S. Buck, die große amerikanische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin sagte einmal: "Die wahre Lebenskunst besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu sehen."

Es grüßt Sie herzlich

Ihre

Renate Schneider