Abendblatt-Leser beschenkten mit ihren Spenden Menschen in Not zum Weihnachtsfest. Auch viele Kinder beteiligten sich an der Aktion.

Hamburg. "Sie können gar nicht ahnen, wie viel Freude Sie auslösen mit der Weihnachtspäckchen-Aktion ,Von Mensch zu Mensch'", schreibt Pastor Sieghard Wilm von der St.-Pauli-Kirche am Pinnasberg. "In der kalten trüben Jahreszeit zünden Sie ein Licht an, das den Menschen Hoffnung und Trost gibt. Dafür danke ich Ihnen im Namen aller Beschenkten von St. Pauli." Pastor Wilm kennt viele Schicksale, viel Leid und viel Not unter seinen "Schäfchen".

Zu ihnen gehört auch Herbert K. Er hat sich mit seinem Gehwagen auf den Weg in die St.-Pauli-Kirche gemacht, um sein Päckchen selbst abzuholen. Der 76-jährige Seebär hat seinen letzten Hafen auf St. Pauli gefunden. Die liebevoll gepackten Gaben der Aktion "Von Mensch zu Mensch" werden sein einziges Weihnachtsgeschenk sein. Als er das Päckchen in Händen hält, weiß er, dass einer an ihn gedacht hat, ein Fremder, der ihm und so vielen anderen Menschen in dieser Stadt einfach nur eine Freude bereiten wollte. Verschämt wischt er sich eine Träne ab.

Nicht nur Herbert K. geht es so beim Anblick der guten Dinge, die jedes Päckchen enthält: Kaffee und Tee, Stollen, Spekulatius, Marzipan, Honig und Wurst. Kaum jemand, der den liebevoll in rotes Seidenpapier gewickelten Inhalt der grünen Päckchen erblickt und den Weihnachtsbrief von Renate Schneider liest, kann seine Rührung verbergen.

Insgesamt 80 Weihnachtspäckchen hat die Redaktion Von Mensch zu Mensch an die Gemeinde der St.-Pauli-Kirche geschickt. Sie werden von Pastor Wilm an die Schwächsten seiner Gemeinde verteilt.

"Es ist so viel drin, davon werde ich zwei Nachbarinnen noch etwas abgeben", freut sich Erika Paetsch, die in einem Heim aufgewachsen ist. Die alte Dame blickt bewegt auf den stattlichen Weihnachtsbaum, den Gianni Kunstmann ( www.tannenbaum-hamburg.de ) der St.-Pauli-Kirche gespendet hat. Die 67-Jährige erinnert sich, wie in ihrer Kindheit die Schule Hasselbrook eine Patenschaft für ihr Heim übernommen hatte. Nur so bekam die ehemalige Erzieherin damals gelegentlich ein Weihnachtspäckchen.

In diesen Tagen sind 9744 Päckchen unterwegs in Hamburg. Unsere traditionelle Abendblatt-Weihnachtsaktion lief auch in diesen Wochen wieder auf Hochtouren. Noch nie gab es so viele Bitten um ein Päckchen wie in diesem Jahr. Dass es unserer Redaktion Von Mensch zu Mensch möglich war, fast 10 000 dieser Grüße in unserer Stadt zu verteilen, verdanken wir den Abendblatt-Lesern. Mit ihren kleinen und größeren Spenden haben sie diese Hilfsaktion möglich gemacht und bringen damit unendlich viel Freude zu alten, kranken und sehr bedürftigen Menschen in unserer Stadt, zu den Kindern und Frauen in Frauenhäusern, zu Kranken- und Sozialstationen, zu Gemeinden und auch an das von Mutter Teresa 1989 eingeweihte Haus Bethlehem in der Budapester Straße. 200 Päckchen erhielten die Ordensschwestern für ihre selbstlose Aufgabe. "Haus Bethlehem ist Gottes Geschenk für die Menschen in dieser Stadt, die danach streben, an dem Werk der Liebe für die hungrigen und heimatlosen Christen teilzuhaben", sagte Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa damals.

Die kleine, zierliche Frau, die den Ärmsten dieser Welt ihr Leben gewidmet hatte, versprach: "Ich habe kein Gold und kein Silber, aber ich gebe euch meine Ordensschwestern, Missionarinnen der Nächstenliebe, die niemals für Geld arbeiten, niemals für reiche Leute, sich nur den Armen dieser Welt verschrieben haben."

Zu den weiteren Empfängern gehören das Rauhe Haus mit 300 Päckchen, das "Cafee mit Herz" mit 100, die Heilsarmee allein mit 400 Päckchen.

Vielen Geschenkpaketen konnten fröhliche Weihnachtskarten beigelegt werden. Die Kinder an der Grundschule Frohmestraße in Schnelsen hatten sie zusammen mit ihrer Lehrerin Ursula Hervert bemalt, beklebt und verziert.

Ein großer Dank geht auch an die Malschulkinder der Hamburger Kunsthalle. 307 zauberhafte Engel haben sie in buntesten Farben auf Karten gestaltet. Auch diese werden den Päckchen beigelegt.

Und auch Werner R. bastelte wieder "Sterne der Hoffnung" für die Päckchen, ein Stern schöner als der andere. Kleine Kunstwerke aus Papier, einfach nur um Freude zu den Menschen zu bringen. Nach einem langen problembeladenen Lebensweg hat der 1962 in Hessen geborene Mann beim Basteln eine ihn erfüllende Aufgabe gefunden.

"Die innere Freude, die wir empfinden, wenn wir etwas Gutes getan haben und wir fühlten, dass wir irgendwo notwendig waren, ist eine Speise, derer die Seele bedarf", sagte so wunderschön und passend zu der großen Weihnachtspäckchenaktion Albert Schweitzer.